Bei der Jägerschaft hättest du das gelernt!

Jägerschaft
Es ist erst meine zweite Drückjagd und ich bin unendlich aufgeregt. Eigentlich habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich so schnell nach dem Bestehen meines Jagdscheins Einladungen erhalte.

Ich habe mich für die Drückjagdsaison gut vorbereitet. War mehrmals im Schießkino und habe viel mit meinen Mitjägern gesprochen, um zu erfahren, wie ich mich richtig verhalten soll. Jetzt stehe ich inmitten des Waldes auf meinem Stand und genieße den Moment. Die Zeit vergeht sehr schnell und schon ist es 13 Uhr. Das Treiben ist zu Ende. Womit ich nicht gerechnet habe ist, dass ich während der heutigen Jagd zwei Sauen erlegen konnte.

Beide liegen mit gutem Schuss vor mir. Super denke ich. Ich habe mich gut vorbereitet, das Erlernte umgesetzt und freue mich auf dem Streckenplatz von meinem Jagderfolg zu berichten. Aber Moment, ist da nicht noch etwas? Die Stücke müssen noch aufgebrochen werden. Das habe ich bisher aber nur einmal unter Anleitung meines Jagdherrn gemacht. Ich denke nicht, dass ich es alleine schaffe und bitte einen der anderen vorbeikommenden Jäger um Hilfe. Er unterstützt mich und erklärt mir alles. Da er mich kennt, weiß er, dass ich den Jagdschein in einer Jagdschule gemacht habe.

Nachdem wir fertig sind, kann er sich den Spruch nicht verkneifen und sagt mir, dass ich das Aufbrechen beim Ausbildungskurs in der Jägerschaft gelernt und seine Hilfe nicht gebraucht hätte. Von einem anderen Jäger habe ich sogar gehört, dass der Jagdschein aus der Jagdschule nichts wert sei. Nur die Jäger aus dem Vorbereitungskurs der Jägerschaft seien gute Jäger. So langsam kommen mir Zweifel. Mir ist klar, dass ich ein absoluter Anfänger bin und niemals auslernen werde. Bis auf die Sache mit dem Aufbrechen, war ich mit meiner Leistung eigentlich ganz zufrieden.

Und jetzt die ganzen Vorurteile!?

Ist ein Jäger aus der Jagdschule ein schlechterer Jäger? Was macht eigentlich einen guten Jäger aus und gibt es am Ende überhaupt den einen richtigen und guten Jäger? Nachdem wir mit der Arbeit fertig sind und ich erneut viele Dinge gelernt habe, kann ich die restlichen Stunden der Jagd und besonders das Schüsseltreiben genießen. Am Abend komme ich mit anderen Jungjägern ins Gespräch. Ein Thema lässt mich an diesem Tag aber nicht mehr los. Es interessiert mich natürlich wo die anderen ihren Jagdschein gemacht haben. Erstaunlicherweise hat knapp die Hälfte ihren Kurs bei einer Jagdschule gemacht.

Jagdliches Brauchtum – Bruchzeichen
Aber auch von den anderen Jungjägern, die ihren Kurs in der Jägerschaft gemacht haben, höre ich kein verachtendes Wort. Ich habe das Gefühl, dass wir uns als Jungjäger gegenseitig schätzen und es egal ist, wo der Jagdschein herkommt. Wichtig ist, die Waidgerechtigkeit, die Kameradschaft und der Wille sein Wissen stets zu erweitern. An diesem Abend habe ich das Gefühl, dass alle Jungjäger wissbegierig und leidenschaftliche Jäger sind. Ist es vielleicht nur ein Thema für die meisten älteren Jäger, die einer Jagdschule nichts abgewinnen können? Diese Frage kann ich an diesen Abend nicht beantworten. Ich möchte der ganzen Sache aber auf den Grund gehen und mache mir in den folgenden Tagen viele Gedanken.
Die Teilnahme an Treib- oder Drückjagden als Treiber, ist zur Vorbereitung auf die Prüfung empfehlenswert.
Welche Faktoren waren für mich ausschlaggebend?Als mein Entschluss feststand, dass ich den Jagdschein machen werde, habe ich mich über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten informiert. Ich habe unendlich viele Stunden vor dem Internet verbracht und die verschiedenen Jägerschaften, Jagdschulen und deren Ausbildungsmodelle verglichen. Ich persönlich habe das für mich passende Ausbildungskonzept bei einer Jagdschule gefunden und auch dort meinen Jagdschein gemacht. Bei meinen Überlegungen war hauptsächlich der Faktor Zeit auschlaggebend. Wobei das Geld natürlich ebenfalls eine große Rolle spielte. Aber schauen wir uns erstmal die Sache mit der Zeit an. Ein Vorurteil möchte ich aber direkt aus dem Weg räumen.

Einige Mitjäger stellen durchaus die Behauptung auf, dass man auch keine Zeit für die Jagd und Revierarbeiten hat, wenn man keine Zeit für die Ausbildung bei der Jägerschaft hat und zu einem “Schnell-Schnell-Kurs“ in die Jagdschule geht. Ich persönlich finde, dass man Rücksicht auf die jeweiligen Verhältnisse eines jeden Jagdscheinanwärters nehmen soll. Es findet nun mal nicht jeder Zeit an mehreren Abenden in der Woche und am Wochenende zum Unterricht zu gehen. So kann sich aber der Schichtarbeiter vielleicht morgens um anfallende Revierarbeiten kümmern oder ist nach der Mittagsschicht ein hervorragender Sauenjäger bei Mond und kann bis in die Früh sitzen, während der Büroangestellte zeitig abbaumt, da der Wecker in der Früh klingelt. Auf der anderen Seite ist es dem Schichtarbeiter vielleicht nicht möglich seinen Dienst so zu legen, dass er an allen Ausbildungsveranstaltungen teilnehmen kann.

Alles hat seine Vor- und Nachteile – es gibt kein richtig oder falsch.
Meine Wahl ist auf einen Fernkompaktkurs gefallen. Nach der Anmeldung habe ich sämtliche Ausbildungsunterlagen per Post erhalten und musste alles im Selbststudium durcharbeiten. Seitens der Jagdschule wurde ein Zeitrahmen von 50 – 70 Stunden vorgegeben. Der zeitliche Rahmen war durchaus realistisch und gut machbar. Anschließend folgten 12 Tage Unterricht in der Jagdschule. Der erste Tag startete mit einem schriftlichen Test um den Wissensstand der einzelnen Teilnehmer festzustellen. Ohne Vorkenntnisse, bzw. Lernen von zu Hause aus, ist es meiner Meinung nach kaum möglich, die Ausbildung in lediglich 12 Tagen zu bestehen.Es gibt aber noch weitere Ausbildungsmodelle in den verschiedenen Jagdschulen. Es werden zum Beispiel Wochenendseminare angeboten oder Kompaktseminare die über 3 Wochen gehen. Es gibt Ferienkurse für Schüler, Kurse nur für Frauen und sogar Einzelunterricht. Es sollte also für jeden etwas dabei sein. Ebenso gibt es bei den Jägerschaften verschiedene Ausbildungsmodelle.

Teilweise dauert die Ausbildung bis zu 9 Monate und es werden viele Praxisanteile vermittelt. So werden bereits gemeinsame Ansitze durchgeführt, ein Motorkettensägenschein erworben oder der Fangjagdlehrgang absolviert. Auch sammelt an Erfahrungen als Treiber bei den Gesellschaftsjagden. Andere Jägerschaften arbeiten mit Jagdschulen zusammen. Nach einigen Ausbildungseinheiten bei der Jägerschaft, findet noch eine Präsenzphase und Prüfung bei der Jagdschule statt. Wie bei den verschiedenen Ausbildungsmodellen der Jagdschulen, gilt es sich auch über die verschiedenen Möglichkeiten bei den Jägerschaften zu informieren und das für sich passende Modell zu finden. Auch wenn man den Jagdschein in einer Jagdschule macht, kann ich nur empfehlen der örtlichen Jägerschaft beizutreten. Zum einen knüpft man sehr schnell Kontakte und hat viele weitere jagdliche Möglichkeiten wie z.B. das Lernen von Jagdhornblasen oder der Besuch eines Hundeausbildungskurses.

Da man ja auch bekanntlich niemals auslernt, hat man in der örtlichen Jägerschaft auch meist ein großes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten und verschiedenen Seminaren.

Der Bau von jagdlichen Einrichtungen sollte Bestandteil der Ausbildung sein.

Was kosten denn der Jagdschein eigentlich?

Verschiedene Ausbildungsmodelle, verschiedene Kosten. Je individueller, desto teurer. Hier gilt es sich einen genauen Überblick über die Kosten zu machen.

Folgende Punkte solltet ihr beachten:

  • Sofern es sich um ein “Komplettpaket“ handelt: Sind wirklich alle Kosten enthalten? Oder kommen noch Prüfungsgebühren, weitere Munitions- oder anderen Kosten hinzu?
  • Unterkunfts- und Verpflegungskosten, wenn ihr den Jagdschein in einen Jagdschule macht
  • Entstehen Fahrkosten?
  • Bei der Auswahl der Jagdschule solltet Ihr unbedingt darauf achten, dass die Ausbilder auch die nötige Qualifikation haben, wie z.B. Berufsjäger. Leider gibt es noch keinen Standard für das Betreiben einer Jagdschule, deshalb finden sich auch viele „schwarze Schafe“ Unter den Jagdschulbetreibern, die mit günstigen Online Angeboten locken.

Nehmt nicht das erste und beste Angebot, sondern vergleicht alle Leistungen in Ruhe und trefft dann Eure Entscheidung. Ich persönlich habe für die Ausbildung mit Unterkunft und Verpflegung ca. 2.500,00 € gezahlt.

Aber nun zurück zu meiner Frage:

Hätte ich das Stück Schwarzwild denn aufbrechen können, wenn ich die Ausbildung bei der Jägerschaft gemacht hätte?

Ich denke nicht, denn so viel Wild kann man während der Ausbildung nicht verarbeiten. Es wäre bestimmt ein Bestandteil der Ausbildung gewesen, aber jeder Jagdscheinanwärter hatte bestimmt nicht am erlegten Stück üben können. Das Bestehen des Jagdscheins macht noch lange keinen guten Jäger aus uns. Wenn wir den Jagdschein haben, kommt es darauf an, was wir daraus machen und wie wissbegierig wir sind. Und da mache ich keinen Unterschied ob Jägerschaft oder Jagdschule. Ich persönlich danke allen, die mir nach der Ausbildung geholfen haben und mir täglich neue Dinge beibringen. Wie sind Eure Erfahrungen mit den verschiedenen Ausbildungskonzepten?

Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen.

Viele Grüße und ein Waidmannsheil

Torben Petry
Fotos: T. Dillenberger

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