Das Damwild-ABC

VON ABWURF BIS ZUWACHS
Vielen Jägern, vor allem in Gebieten ohne Damwildvorkommen, ist unser zweitgrößter Cervide noch immer weitgehend unbekannt. Andreas David hat deshalb für Sie zu jedem
Buchstaben des Alphabets Wissenswertes aus Biologie und Bejagung des Damwildes
zusammengestellt, zum Schluss sogar noch mit einer kleinen Denksportaufgabe …

FOTO: BENNO BROSETTE
A Abwurftermine: Mehrjährige Damhirsche werfen überwiegend in der zweiten und dritten Aprildekade ab. MEHLITZ (1989) gibt als Hauptabwurfzeit der älteren und mittelalten Hirsche die Zeit vom 20. bis 28. April an. Für alte, reife Schaufler die Tage um den 15. April. Andere Autoren stellen den 20. April in den Mittelpunkt. Die Spießer werfen überwiegend erst in der zweiten Maihälfte, teilweise erst im Juni ab. Da vor allem die schwächeren Schmalspießer bereits im Mai und Juni fegen können, führt dies dazu, dass wir in dieser Zeit mitunter zwei „Spießerjahrgänge“ gleichzeitig beobachten können.

Brunft: Die Hochbrunft des Damwildes fällt überwiegend in die zweite Oktoberhälfte, die Brunft insgesamt zieht sich von Ende September bis Anfang November. Nachbrunften sind möglich. Einleitend ziehen die Schaufler in die Brunftreviere beziehungsweise auf die Brunftplätze, die nicht selten über Jahrzehnte Bestand haben. Durch Plätzen und Schlagen markieren sie dort ihre Anwesenheit geruchlich (olfaktorisch) sowie optisch und beginnen alsbald mit dem Schlagen der Brunftkuhlen. In deren Folge befinden sich die Schaufler täglich auf ihren Brunftplätzen, die als unterschiedlich große Territorien angesehen wer-den können. Sie werden optisch, akustisch und olfaktorisch markiert und verteidigt. Mitunter wechseln oder räumen aber auch die Schaufler ihre Brunftplätze bereits nach relativ kurzer Zeit. Ein sorgfältiges Ansprechen ist daher unerlässlich. Einige wenige Damhirsche verfolgen darüber hinaus eine andere Strategie und brunften in Rotwildmanier. Der Gewichtsverlust der Hirsche zur Brunft ist bedeutend. Er kann bis zu 25 Prozent des Gesamtgewichtes ausmachen. Das Kahlwild kann sich in relativ kurzer Zeit auf verschiedenen Brunftplätzen einstellen. Es herrscht – vermenschlicht ausgedrückt – Damenwahl.

Calcium: Etwa 99 Prozent des Gesamtcalciumgehaltes des Körpers sind im Skelett gelagert (BUBENIK 1966). Calcium ist darüber hinaus ein wesentlicher Bestandteil des Damhirschgeweihs. Der Kopfschmuck setzt sich zu etwa zehn Prozent aus Wasser, zu 50 Prozent aus anorganischer Substanz („Asche“) und zu etwa 40 Prozent aus organischer Substanz zusammen. Letztere wiederum besteht überwiegend aus phosphorsaurem Kalk, das heißt aus Phosphorsäure und Calcium. Ein Mangel an Calcium kann zu verschiedenen Knochen- und Stoffwechselkrankheiten führen.

Decke: Das Damwild ist fraglos die „farbenfrohste“ heimische Schalenwildart. In vielen Populationen reichen die Abweichungen von der Norm von ganz schwarz bis ganz weiß, wobei es sich dann nur ausnahmsweise um echte Albinos handelt. Im Normalfall ist die Sommerdecke rötlich mit weißen Flecken beidseitig längs der Rückenlinie sowie auf den Flanken und Keulen. Der getupfte Bereich ist durch eine mehr oder minder gut sichtbare helle Linie nach unten abgegrenzt. Die Rückenlinie wird durch einen schwarzen Aalstrich gekennzeichnet, der bis auf den Wedel reicht. Die Winterdecke ist graubraun oder dunkler.

Ernährung: Damwild gilt hinsichtlich seiner Äsungsgewohnheiten als „grasfressender Mischäser vom Intermediärtyp“ (HOFMANN & GEIGER 1974). Bezüglich seiner Verdauungsphysiologie ist das Damwild grundsätzlich auf rohfaserreiche Äsung eingestellt. Insgesamt erweist es sich als wenig wählerisch und nimmt fast jede im Lebensraum verfügbare Pflanze an (PETRAK 1987). Im Feld werden im Winter und Frühjahr die Saaten beäst, in der übrigen Jahreszeit die Blätter und Früchte der verschiedensten Arten. Bevorzugt werden Hafer, Weizen, Mais und Raps, Leguminosen und Hackfrüchte. Im Wald dominieren Gräser, Kräuter, Blätter sowie Knospen und Triebe. Im Herbst kommen zu einem bedeutenden Anteil Eicheln und Bucheckern sowie – falls vorhanden – Kastanien und Obst hinzu.

Fährte: Die Fährte von ausgewachsenem Damwild ist aufgrund ihrer Länge und Breite fast nur mit jener des Rotwildes zu verwechseln. Doch gilt selbst dies nur in einer Gewichts- beziehungsweise Körperstärkenklasse. Zum Beispiel also die des Damtieres mit der des Rotwildkalbes im Herbst. Als gutes Unterscheidungsmerkmal gilt der abgedrückte Ballen, der beim Rotwild etwa zwischen 25 und 30 Prozent der Gesamtlänge ausmacht, beim Damwild hingegen etwa 50 bis 60 Prozent. Leicht zu verwechseln ist der Tritt eines Damkalbes im Sommer mit dem eines adulten Rehs, da in Form und Stärke Ähnlichkeiten bestehen. Doch ist auch beim Rehwild der Ballenanteil deutlich geringer. Darüber hinaus wird das Kalb im Zweifel stets mit dem Muttertier gemeinsam unterwegs sein, das sich dann in unmittelbarer Nähe fährtet. Das Trittsiegel mittelalter und alter Damhirsche ist deutlich größer als das der Tiere. Als grobe Richtwerte kann man sich merken, dass das Trittsiegel des Damtieres durchschnittlich etwa fünf, das der Hirsche etwa acht Zentimeter
lang ist (DAVID 2002).

Grandeln: Die klassische Antwort auf die Frage in der Jägerprüfung, welche heimischen Schalenwildarten Grandeln haben und welche nicht, lautet: Rot- und Sikawild immer, Rehwild selten, Damwild nie. Und viele Prüfer möchten sie auch immer noch so hören. Sie ist bei genauerer Betrachtung aber falsch. Im englischen Richmond-Park hatten von 68 Damkälbern sechs beidseitig und elf einseitig obere Milcheckzähne, nach dem Zahnwechsel aber nur noch ein Stück. Auch in anderen Untersuchungsreihen wurden immer wieder
einzelne Stücke Damwild mit Grandeln beziehungsweise Eckzähnen im Oberkiefer
nachgewiesen. Insgesamt dürfte das Vorkommen von Grandeln aber noch deutlich
seltener als beim Rehwild sein.

Die Bewegungsaktivität steigt auch bei
Damhirschen in der Brunft steil an. Der
Gewichtsverlust ist hoch und kann bis etwa
25 Prozent ausmachen
FOTO: GEORG BONSEN
Homerange: Die Aktionsräume (Homeranges) des Damwildes sind jahreszeitlich bedingt erheblichen Veränderungen unterworfen. Das Raum-Zeit-Verhalten orientiert sich unter anderem am Äsungs- und Deckungsangebot, der Brunft, Setz- und Aufzuchtzeit, an der Lebensraumausstattung sowie Störfaktoren. Verschiedene Untersuchungen (STUBBE et al. 1999; MAHNKE 1998; STIER 2002, 2003) zeigten offenbar lebensraum- und geschlechtsspezifische Abweichungen. Im Hakel (Sachsen-Anhalt) wurden für männliches Damwild Aktionsraumgrößen zwischen 41 und 1 085 Hektar ermittelt, für weibliches Wild zwischen 38 und 620 Hektar. Stier ermittelte für weibliches Damwild Homeranges von 200 bis 300 Hektar. Die Gesamtlebensraumgrößen werden durch Wanderungen einzelner Individuen oder Trupps wesentlich erweitert. Besonders lange Distanzen werden speziell zur Brunft zurückgelegt. STUBBE & MAHNKE (1999) beschreiben eine Luftliniendistanz vom Markierungs- zum Erlegungsort eines Schauflers von 25,5 Kilometern. Insgesamt erweist sich das Damwild aber als weitgehend standorttreu. Gespannt darf man auf die weiteren telemetrischen Ergebnisse des Arbeitskreises Wildtierbiologie an der FU Berlin sein.

Infektionskrankheiten: Grundsätzlich ist das Damwild vergleichsweise wenig krankheitsanfällig. Ein wesentlicher Punkt übrigens, der für die Haltung von Damwild zur Fleischproduktion in landwirtschaftlichen Gattern spricht. Konzentriert man sich auf Virusinfektionen, können beim Damwild vor allem die Maul und Klauenseuche (MKS) und die Tollwut auftreten. Hinsichtlich bakterieller Infektionen gilt das Damwild neben dem Rehwild als besonders tuberkuloseanfällig. Insgesamt jedoch spielen virale und bakterielle Infektionen beim Damwild – wenn überhaupt – eine sehr geringe Rolle. Pilzinfektionen (Mykosen) werden in freier Wildbahn nur selten festgestellt.

Jagd: Sämtliche möglichen Formen der Jagd auf Schalenwild lassen sich auch beim Damwild anwenden: Ansitz, Pirsch, Bewegungsjagd mit Hunden, Anstand, Drückjagd. Der Großteil der Strecken wird nach wie vor vom Einzelansitz aus oder im Rahmen von Sammelansitzen erzielt. Vor allem in kopfstarken Damwildpopulationen werden auch Bewegungsjagden mit Treibern und Hunden im Herbst und Winter sehr erfolgreich durchgeführt. Anders als beim Rothirsch führt die Rufjagd zur Brunft bei Damhirschen nicht zum Erfolg (siehe Lautäußerungen).

Kälber: Die Zahl der Kälber pro Jahr und Alttier beträgt normalerweise eins. Ihre Geburt erfolgt nach durchschnittlich 33 Wochen Tragzeit zwischen Mai und Juli mit einem Schwerpunkt im Juni. AHRENS & LIESS (1988) geben die Mehrzahl der Geburten (77 %) für die Zeit zwischen dem 21. Mai und dem 20. Juni an, mit einem Maximum in der ersten Junidekade. Das Geschlechterverhältnis schwankt in relativ großen Abweichungen um den Mittelwert von 1:1. Zwillingsgeburten sind selten, ihre Nachweise folglich ebenso. UECKERMANN & HANSEN (1983) ermittelten bei 1 324 Kälbern eine Zwillingsrate von unter einem Prozent. Im Wildforschungsgebiet Nedlitz/ Serrahn wurden 0,7 Prozent ermittelt. CHAPMAN & CHAPMAN (1982) sowie BAKER (1973) wiesen bei ihren Untersuchungen in England beziehungsweise Neuseeland überhaupt keine Zwillingsgeburten nach. Das durchschnittliche Geburtsgewicht schwankt um etwa 4,5 Kilogramm (3,5 bis 6 Kilogramm).

Lautäußerungen: Eine umfassende Übersicht über die möglichen Lautäußerungen des Damwildes gibt HEIDEMANN (1973). Damwild „blökt“ (Kontaktruf vom Alttier zum Kalb), es „fiept“ (Kontaktruf vom Kalb zum Alttier), es „miaut“ (mi, mi, mi …: Lautäußerung paarungswilliger Tiere zur Brunft), es „klagt“ bei Schmerzen, und es „schreckt“ bei Störungen. Der Brunftruf der Schaufler ist ein weitgehend einförmiges „Rülpsen“, das als Information für das Kahlwild zu verstehen ist, und nicht auf Brunftrivalen abzielt.

M
ortalität: Die Mortalität setzt sich aus jagdlichen Abgängen, Fallwild unterschiedlicher Ursachen, Unfallwild durch Verkehrsmittel, Krankheiten, For-kelverluste und unbekannten Abgängen (zum Beispiel Wilderei) zusammen. Der mit großem Abstand bedeutendste Abgangsfaktor ist in weitgehender Ermangelung natürlicher Feinde die Jagd, direkt gefolgt
vom Straßenverkehr. Natürliche Feinde wie der Wolf existieren in Mitteleuropa nur noch auf extrem geringer Fläche. Wildernde große Hunde spielen im Normalfall keine nennenswerte Rolle. Einzelne Verluste bei (frischgesetzten) Kälbern können auf Fuchs und Sauen zurückgeführt werden. Eventuelle Abgänge durch Krankheiten sind aus  populationsökologischer Sicht kaum zu bewerten. Verluste durch Äsungsmangel treten nur in ungewöhnlich harten und schneereichen Wintern und selbst dann nur in Einzelfällen auf. Damwild gilt als ausgesprochen „winterhart“.

Auch auf diesem Bild werden die Unterschiede in der Deckenfärbung
gut sichtbar. Die getupfte Fläche wird
bei den meisten Stücken im Bauch- und Flankenbereich
durch eine helle Linie abgegrenzt
FOTO: FLORIAN MÖLLERS
Natürliche Lebenserwartung: Das natürliche Höchstalter des Damwildes ist wiederkäuertypisch sehr eng an den Abnutzungsgrad und Gesamtzustand des Gebisses gekoppelt und liegt zwischen etwa 15 und 20 Jahren. Doch ist Damwild in dieser Altersstufe in freier Wildbahn bereits sehr selten. Bei 292 markierten Stücken Damwild im Hakel (Sachsen-Anhalt) erreichte bei den männlichen Tieren je ein Prozent ein Alter von neun, zehn und elf Jahren, bei den weiblichen je ein Prozent ein Alter von 12 und 13 Jahren. Ältere Stücken mit bekanntem Alter wurden nicht festgestellt (STUBBE et al. 1999). GORETZKI (2003) dagegen berichtet, dass die bis dahin ältesten wiedergefundenen Stücke aus einem bis 1989 im Wildforschungsgebiet Serrahn durchgeführten Markierungsprogramm im Alter von 15, 16 und mindestens 17 Jahren alle noch führten. Das Durchschnittsalter der lebenden Populationen liegt deutlich darunter und schwankt in Abhängigkeit von der Jahreszeit und der Abschussdurchführung zwischen etwa zwei und vier Jahren. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: So berichtet EINSIEDEL (1950, zit. in UECKERMANN & HANSEN 1994) von einem im Gatter gehaltenen 32-jährigen Alttier, das noch bis zum 27. Lebensjahr jährlich ein Kalb setzte.

Optik: SIEFKE & STUBBE (in Vorbereitung) beschreiben, dass das optische Wahrnehmungsvermögen des Damwildes das des Reh- und Schwarzwildes beträchtlich übertrifft, dem des Rotwildes nicht nachsteht und nur von jenem des Muffelwildes übertroffen wird. Sehr gut werden Bewegungen wahrgenommen, die gleichsam die Identifikation erleichtern. HEIDEMANN (1973) schildert, dass Damwild sich bewegenden Menschen im Offenland auf Entfernungen bis zu 700 Metern ausweicht. In hellen Nächten mit Schneelagen erkannte das Damwild den Beobachter noch auf 230 Meter Entfernung. Das Farbsehen ist huftierspezifisch stark eingeschränkt. Rot wird kaum wahrgenommen, Blau dagegen sehr gut (PETRAK, mündl. Mitt.).

Prellsprünge: Als einzige heimische Schalenwildart ist das Damwild in der Lage, sogenannte Prellsprünge auszuführen. Dabei schnellt es mit allen vier Läufen gleichzeitig in die Höhe, kommt mit allen vier Läufen gleichzeitig wieder auf und springt so wieder ab. Eine Form der Fortbewegung, die die meisten Mitteleuropäer nur aus dem TV von afrikanischen Gazellen kennen. Das Damwild zeigt diese Prellsprünge vor allem bei Verunsicherung und plötzlichen Störungen, zum Beispiel bei der Erlegung eines Rudelmitgliedes oder des eigenen Kalbes. Funktional gedeutet werden die Prellsprünge vornehmlich als bessere optische Orientierung und als Alarmsignal.

Querungen: Wie alle anderen Schalenwildarten nimmt auch das Damwild Querungen an Verkehrstraßen, zum Beispiel Autobahnen, schon nach kurzer Zeit gut an. Dies gilt für Über- (Wildbrücken) und Unterführungen (Wildtunnel) – sofern ausreichend breit und hoch – gleichermaßen. Oft reichen dabei die bekannten Wirtschaftswege-Unterführungen als Wildwechsel bereits aus. Dabei sollte die Wirkung zumindest auf einer gewissen Strecke beidseitig der Unterführungen durch entsprechende Zäune unterstützt werden. Bei Wildbrücken sind flankierende Zäune ohnehin Standard. Die Damwildverluste im Straßenverkehr sind ohne diese Hilfen regelmäßig sehr hoch. In Damwildgebieten ergeben sich dabei mitunter höhere Verluste als beim Rehwild. Die Gefahr eines Zusammenstoßes mit Damwild steigt grundsätzlich immer dann, wenn es in Rudeln zieht und das Leittier die Straße bereits überquert hat. Die übrigen Mitglieder des Verbandes geraten in den Konflikt, das Fahrzeug vorbeizulassen oder dem Leittier direkt zu folgen. Besonders häufig ereignen sich Unfälle mit Damwild in der Brunftzeit.

Rekorde: Die Goldmedaillenränge beginnen laut CIC-Bewertung bei 180 IP. Die Zahl der Goldmedaillenhirsche in Deutschland ist mittlerweile aber unüberschaubar groß. Sämtliche Damhirschtrophäen aus freier Wildbahn, die 190 IP oder mehr erreichen, gelten als besonders stark. Als Ausnahmen sind in Deutschland nach wie vor Schaufler mit 200 oder mehr Punkten zu betrachten. Der aktuelle Weltrekordschaufler wurde 2002 im ostungarischen Revier Guth in der Nähe von Debrecen erlegt und erreichte 237,63 CIC-Punkte.

Strecke: Die Damwildstrecke in Deutschland stieg in den zurückliegenden 20 Jahren von 24 127 auf 53 255 Stück an. Sie hat sich folglich mehr als verdoppelt! Außer in Bremen kommt Damwild in jedem deutschen Bundesland regelmäßig zur Strecke. Die aktuell führenden Bundesländer sind Brandenburg (13 557), Mecklenburg-Vorpommern (12 424), Niedersachsen (9 197) und Schleswig-Holstein (7 660). In Brandenburg hat sich die Jahresstrecke seit dem Jagdjahr 1985 bis heute fast vervierfacht.

Die Störquelle ist erkannt. Wie wird das Leittier reagieren? Wie beim Rotwild leben
die Geschlechter auch beim Damwild außerhalb der Brunft weitgehend getrennt FOTO: JÜRGEN GAUSS
Damwild-ABC
Auch Damwild nimmt offenes Wasser zum
Schöpfen und zur Kühlung an. Im
Unterschied zum Rotwild suhlt es aber nicht FOTO: JÜRGEN SCHIERSMANN
Tagaktiv: Nach wie vor ist das Damwild nach dem Muffelwild die heimische Schalenhochwildart, die sich ihre natürliche Tagaktivität am meisten bewahrt hat. Dass dabei die Störungsintensität eine entscheidende Rolle spielt, versteht sich von selbst. Seine Tagesaktivität ist im Vergleich zum Rot- und Schwarzwild auch in stark bejagten Einstandsgebieten bedeutend höher. MAHNKE & STUBBE (1999) charakterisieren die Tagesaktivität nach Untersuchungen im Serrahn-Teil des Müritz-Nationalparks wie folgt: Die Bewegungsaktivität des Damwildes kulminiert ganzjährig von 7.30 bis 8.30 Uhr. Ein abgeschwächter Gipfel liegt in der Mittagsstunde, ein dritter am späten Nachmittag. Dass Damwild sowohl tag- als auch nachtaktiv ist, zeigen die unzähligen Beobachtungen aus der jagdlichen Praxis.

Unfälle: An erster Stelle rangieren unzweifelhaft die zahlreichen Unfälle im Straßenverkehr. Im Vergleich zu den anderen Schalenwildarten werden beim Damwild beziehungsweise vor allem bei jüngeren Damhirschen darüber hinaus Verwicklungen des Geweihs in Netzen, Kabeln, Bindegarn, Weidedraht, Seilen oder anderen Gegenständen beobachtet. In schweren Fällen und offensichtlichen Beeinträchtigungen sollte man sich zum Schuss entschließen. Weiterhin nimmt Damwild relativ häufig umherliegende Kunststoffteile (z. B. Silofolie) sowie Schnüre und Garne auf. GÄRTNER et al. (1988) fanden bei Pansenanalysen in 3,2 Prozent (WFG Nedlitz und Serrahn), 30,5 Prozent (Königs Wusterhausen) und 38,1 Prozent (WFG Hakel) aller Pansen Fremdkörper. Die Folgen können Magen- und Darmverschlüsse sowie innere Verletzungen sein. Forkelverluste gelten aus soziobiologischer Perspektive nicht als Unfälle.

Verwandtschaft: Das Damwild (Cervus dama dama) gehört von den heimischen Cerviden, gemeinsam mit dem Rotund Sikawild, zur Unterfamilie der Echtoder Altwelthirsche (Plesiometacarpalia). Von den Trug- oder Neuwelthirschen (Telemetacarpalia), zu denen das Reh- und Elchwild zählt, unterscheiden sich die Echthirsche unter anderem dadurch, dass bei ihnen die oberen Enden der seitlichen Mittelhandknochen erhalten geblieben sind, bei den Trughirschen die unteren. Der nächste noch lebende (rezente) „Verwandte“ des Europäischen Damwildes ist der Mesopotamische Damhirsch (Cervus dama mesopotamica), der heute aber als Unterart geführt wird. Kreuzungen zwischen Europäischem und Mesopotamischem Damwild in Gehegen erfolgten mehrfach. Nach neuen Untersuchungen des University College London ist der Damhirsch mit dem ausgestorbenen Riesenhirsch (Megaceros giganteus) verwandt, der damhirschähnliche Schaufeln bis zu einer Auslage von vier Metern trug.

Wasser: Auch Damwild schöpft beim Vorhandensein offener Wasserstellen oder Wasserläufe. Es ist aber nicht darauf angewiesen, da es darüber hinaus in der Lage ist, seinen Wasserbedarf über den hohen Wassergehalt der aufgenommenen Äsung abzudecken. Selbst in Rinden und verholzten Trieben liegt der Wassergehalt noch bei etwa 50 Prozent (UECKERMANN & HANSEN 1994). Wie alle anderen Schalenwildarten ist auch das Damwild ein guter und relativ ausdauernder „Schwimmer“.

X-mas: Auch zum Weihnachtsfest hat das Damwild einiges zu bieten. Zum Beispiel nach folgendem Rezept zubereitet: 400 Gramm Pfifferlinge mit drei Esslöffeln Butter etwa 15 Minuten gar dünsten lassen, mit Salz und Pfeffer würzen und warmstellen. Vier Scheiben Damwildfilet (je 150 Gramm) leicht flachklopfen und in zwei Esslöffeln Butterschmalz von jeder Seite etwa drei Minuten braten, mit Salz und Pfeffer würzen, herausnehmen und warmstellen. Den Bratensatz mit 125 Millilitern Fleischbrühe loskochen, 1/8 trockenen Rotwein hinzugießen und die Bratenflüssigkeit auf etwa die Hälfte einkochen lassen. 150 Gramm Crème fraîche mit einem Esslöffel Johannisbeergelee verrühren, in die Sauce rühren, erhitzen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Hirschsteaks mit Pfifferlingen und Speckböhnchen auf einer vorgewärmten Platte anrichten und die Sauce dazu reichen. Guten Appetit!

Youtube: Mehr wissenswertes könnt ihr euch auch auf unserem Youtube-Kanal ,,Jungjäger” in dem Video ,,Steckbrief Natur Folge 05 Dam und Sikawild” ansehen.

Zuwachs: Der jagdlich nutzbare, jährliche Zuwachs des Damwildes wird, wie bei allen wiederkäuenden Schalenwildarten, auf die Zahl der am 1. April vorhandenen weiblichen Tiere bezogen und in Prozent angegeben. Je nach Produktivität, Altersstruktur und Umweltverhältnissen schwankt der Zuwachs im Mittel zwischen etwa 70 und 75 Prozent (MEHLITZ 1989, PETRAK et al. 2002). Bei der Abschussplanung werden diese Werte zugrunde gelegt. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der tatsächliche Bestand weiblichen Wildes regelmäßig mehr oder minder deutlich höher ist als der angenommene.

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