Jagdausbildung für Frauen
Jägerin Karolina Hirsch hat in Bayern eine Frauenjagdschule eröffnet, an der sich Frauen „in Ruhe“ auf die Jägerprüfung vorbereiten können. Ob es das wirklich braucht, darüber lässt sich streiten. Die Redaktion fragte nach den Hintergründen.
Sophia Lorenzoni
Karolina Hirsch hat die Jagdscheinprüfung im Jahre 2013 bestanden. Der Kurs selbst und die männlichen Teilnehmer lassen sie nicht gerade positiv an diese Zeit zurückdenken.
Sie war 1 von 3 Frauen, die den Kurs besuchten. Die Männer machten sich lustig über die Frauen und gaben Hilfsunterricht in Waffenkunde, obwohl sie sich selbst in der Ausbildung befanden. Hinzu kommt das Balzverhalten sowie Angraben der Jagdscheinanwärter.
Nachdem sie die Prüfung abgeschlossen hatte, dachte Hirsch über ihre Zeit an der Jagdschule nach und sagte sich: „Das kann ich auch. Vielleicht sogar noch besser.“
So reifte gemeinsam mit ihrem Partner Thomas Licht der Entschluss, eine eigene Jagdschule aufzubauen und nur Frauen zu unterrichten.
In 1. Linie geht es der Jagdschule Hirsch darum, das Bild der Jäger in der Öffentlichkeit zu verbessern. Das geht nur durch entsprechend ausgebildete Grünröcke. „Frauen sind da zugänglicher, weniger die trophäengeilen Cowboys“, so urteilt der Ausbilder.
Ein Hauptaugenmerk liegt auch auf Fächern, die Männer angeblich weniger interessieren. Jagdschülerinnen zeigen Interesse an Naturschutz, Pflanzenkunde und mehr. „Männer haben meist wenig Ahnung von der Natur“, so Bärbel Jander, Absolventin der Jagdausbildung für Frauen.
Mit der Kombination „Frauen – Natur – Wellness“ ist die Jagdschule Hirsch die einzige ihrer Art. Bei einer Massage nach einem lehrreichen Tag können sich die Damen so richtig entspannen.
Die Kurse gehen in der Regel zwischen 5 (Blockkurs in 23 Tagen) und 10 Wochen. Die Kosten liegen bei 2.350 Euro. Gelernt wird im bayerischen Waldkirchen bei Passau. Die Kursgröße liegt zwischen 2 und 6 Teilnehmerinnen.
Jagdausbildung für Frauen ohne Klugscheißer
Behutsam werden die Frauen an Waffen herangeführt und ausgebildet. Büchse, Flinte sowie Kurzwaffen liegen während des Unterrichts immer auf dem Tisch. Berührungsängste, die Hirschs Schülerinnen häufig mit Waffen haben, sollen so überwunden werden.
Am Tontaubenstand werden mehr als die vorgegebenen Pflichtstunden absolviert. Gerade hier sei es wichtig, die angehenden Jägerinnen zu motivieren. Klugscheißer werden da nicht gebraucht.
Mit Zickenkrieg und Stutenbissigkeit mussten sich die Ausbilder wohl noch nicht auseinandersetzen.
„Hochsitzbau wird in der Praxis vernachlässigt, dafür wird mehr Wert auf Exkursionen in einen Nationalpark gelegt. Auch ein eigenes Schulungsrevier in der Pfalz bietet die Jagdschule. Dort haben die Jungjägerinnen auch die Möglichkeit, ihre ersten jagdlichen Erfahrungen zu sammeln“, so Licht.
Jagdausbildung für Frauen – Inklusion nach der Prüfung
Das Frauen nachher im „realen“ Jägerleben erst recht ins kalte Wasser geworfen werden, darüber sorgt sich der Ausbilder nicht: „Unsere Schülerinnen stehen ihre Frau. Sie können sich mit gutem Wissen, das sie bei uns bekommen, gegenüber den Männern behaupten.“
Fest steht: Der jährliche Zuwachs an Jagdscheinanwärterinnen steigt stetig. Immer häufiger sind Jägerinnen unter den Grünröcken anzutreffen und nehmen am Jagdgeschehen teil.
Aber zu einer richtigen Jagd gehören doch auf jeden Fall Männer, oder?!