Jungjäger Blog – Meine erste Jagd in Südafrika

Es ist vier Uhr morgens und ich liege wach in meinem Bett. Ich habe nicht gut geschlafen. Zu aufgeregt bin ich vor meiner ersten Jagd in Südafrika. Mein Freund Dietmar Krupke aus Johannesburg hat mich zu dieser Jagd in der Ostkap-Provinz eingeladen.

jagd in südafrika
Wir schlafen in einem netten kleinen Cottage auf der Farm unseres Jagdführers von Iliza Safaris in der Nähe der kleinen Stadt Molteno. Unser Jagdführer Armand Aucamp wird die heutige Jagd in einem seiner Reviere auf einer 120 Quadratkilometer großen benachbarten Farm leiten. Dort treffen wir auch auf Jacko, den Farm-Manager, der uns ebenfalls begleiten wird. Dietmar möchte einen Elandantilopenbullen als Trophäe jagen. Er trägt eine CZ 300 Win.Mag. mit Zeiss 3-12×56 Zielfernrohr mit sich. Ich soll, falls möglich, eine Impala-Antilope, einen Blesbok und ein Weißschwanzgnu erlegen. Ich trage Dietmars Bruno 308 mit 3-12×56 Nikon Zielfernrohr. Wir fahren mit dem Geländewagen über die riesige Farm. Dabei sehen wir sehr viel unterschiedliches Wild. Nach einer Weile sehen wir eine große Elandherde. Wir beobachten sie durch unsere Ferngläser, aber der Dietmars Trophäentier ist nicht dabei. Wir suchen also weiter. Kurz darauf, es ist ca. 10:30 Uhr, sehen wir eine weitere, kleinere Gruppe Eland am gegenüberliegenden Hügel. Wir müssen näher ran, um Gewissheit zu haben. Wir brauchen mit dem Geländewagen ungefähr zwanzig Minuten bis ins Tal. Von hier aus geht es zu Fuß weiter, den steinigen Hügel hinauf. Wir laufen gerade los, als wie eine Elandkuh in nur etwa 200 Metern Entfernung sehen. Sie läuft nicht weg. Mit einem kurzen Blick erkennt unser Jagdführer, dass sie sehr alt ist und wahrscheinlich nur noch wenige Tage zu leben hat. Wir gehen weiter, denn wir befürchten, dass ein Schuss die andere Gruppe auf dem Hügel verschrecken könnte. Wir pirschen weitere dreißig Minuten den Hügel hinauf. Kurz vor der Bergkante halten wir an. Jagdführer Armand späht über die Kante und sieht… nichts! Eine gute Stunde ist vergangen, seit wir die Eland zum ersten Mal gesichtet haben. Glücklicherweise entdecken wir sie ein Stück weiter auf einer Hügelterrasse bei einigen Weißschwanzgnus. Um von den Tieren unentdeckt und vom Wind abgewendet zu bleiben, müssen wir wieder den Berg hinunter und in einem anderen Winkel hinauf, um möglichst nahe an die Elandherde zu kommen. Nach einer weiteren Viertelstunde sind wir in der richtigen Position. Unser Jagdführer Armand und Dietmar lugen über die Hügelkante und sehen die Eland ca. 350 Meter entfernt äsen. Durch das Fernglas beobachten sie einen gewaltigen, ausgewachsenen Elandbullen. Er ist fast komplett blaugrau gefärbt. Ein Zeichen seiner Reife, denn normalerweise ist die Färbung eher gelblich. Dietmar sorgt dafür, dass eine Patrone im Lauf und die Waffe entsichert ist. Er liegt halb auf einem Felsen, legt an, schießt und … nichts! Die Eland laufen ein paar Meter und schauen sich verwirrt um. Dietmar lädt nach und schießt erneut. Wir sehen einen Treffer, doch der riesige Bulle zeigt noch immer keinerlei Regung. Ein dritter Schuss hallt durch die heiße afrikanische Luft. Endlich wankt der Eland und bricht schließlich zusammen. Nach ein paar Minuten stehen wir auf und gehen zu dem erlegten Tier. Wir sehen, dass bereits der erste Schuss tödlich war und auch die anderen ihr Ziel gefunden haben. Ehrfürchtig stehen wir vor dem Eland. Was für ein Tier! Der Bulle ist riesig.
Selbst unser erfahrener Jagdführer und professioneller Jäger meint, er habe noch nie einen so großen Eland gejagt. Der Hals des Tieres ist so dick, dass wir kaum unsere Arme darum schließen können. Einer alleine kann den Kopf des Tieres nicht hochheben. Er muss fast eine Tonne wiegen. Später erfahren wir, dass er komplett geschlachtet, das reine Fleisch noch 460 Kilogramm wog. Was für eine Trophäe. Dietmar strahlt übers ganze Gesicht. Als wir uns das Tier näher anschauen, sehen wir, dass die Zähne schon sehr abgenutzt sind. Der Bulle war also genau im richtigen Alter, um erlegt zu werden. Plötzlich sehen wir einen Springbock in etwa 370 Meter Entfernung laufen. Gegen den Eland gelehnt, wagt Dietmar einen Schuss auf den Springbock – fast 400 Meter entfernt und bei starkem Wind. Den trifft er nie, denken wir, aber da fällt er. Ein perfekter Blattschuss. Dietmar sagt, er habe auf die Spitze des Horns und nach rechts gezielt. Erstaunlich, wie sehr das Geschoss über diese Entfernung fällt und vom Wind geleitet wird. Über Funk rufen wir einige Farmarbeiter mit einem Pick-up, um den Eland zu verladen. Als sie nach einer guten Stunde endlich da sind, müssen wir das Tier erst aufbrechen. Selbst, nachdem wir alle Innereien entfernt haben, brauchen wir sieben Leute und eine Seilwinde, um das riesige Tier zu verladen. Die Farmarbeiter machen sich auf den Weg und wir laufen den Berg wieder hinab. Als wir wieder an unserem Fahrzeug sind, suchen wir nach der alten Elandkuh. Wir laufen an einem kleinen Bach entlang durchs Gehölz in die Richtung, in der wir sie das letzte Mal gesehen haben. Als wir sie endlich sichten, pirschen der Jagdführer und ich uns jede Deckung nutzend möglichst dicht heran. Ich lege an, ziele bei einer Entfernung von etwa 150 Metern aufs Herz. Während der Schuss noch durchs Tal hallt, fällt die Elandkuh im Knall. Mein erster Jagderfolg in Südafrika und schon ein Eland. Wow! Ich bin froh über diese Gelegenheit und darüber, dem Tier ein langsames Verenden erspart zu haben. Nicht einmal eine halbe Stunde später sehen wir in einiger Entfernung eine Gruppe Impala-Antilopen. Wir steigen aus dem Auto und pirschen geduckt näher. In Deckung hinter einem Felsen nehme ich einen wunderschönen Bock ins Visier. Ich schieße ihm ins Herz. Er dreht sich einmal um die eigene Achse und springt weg. Er stirbt im Sprung und fällt einen Abhang hinunter in einen kleinen Bach. Gemeinsam ziehen wir ihn hinaus und tragen ihn den Hang hinauf. Er ist großartig. Seine Hörner sind lang und schön geschwungen – insgesamt einen guten halben Meter lang. Ich habe lange davon geträumt, einen solchen Bock zu schießen. Ich bin überglücklich. Als nächstes wollen wir ein Weißschwanzgnu jagen. Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Wir steigen sechsmal aus unserem Fahrzeug, um uns näher an die Tiere zu pirschen. Sie sind aber sehr wachsam, schreckhaft und bewegen sich pausenlos. Die meisten Tiere sind Trophäen, die wir nicht schießen wollen. Sie sind teurer und wir wollen nicht die Trophäe, sondern das Fleisch. Bis Jagdführer Armand das richtige Tier ausgemacht hat, haben sie uns oftmals schon bemerkt und laufen wieder weg. Endlich bekomme ich eine gute Gelegenheit. Es ist schon später Nachmittag und das Licht wird bereits schlechter. Ein starker Wind weht und es ist schwer das Wild anzuvisieren. Armand zeigt mir das richtige Tier und ich wage den Schuss. Zu hoch! Das Gnu läuft ein paar Meter, bleibt dann aber stehen. Ich schieße nochmal. Etwas zu niedrig, ich zerschieße sein Bein. Der dritte Schuss trifft schließlich genau ins Herz und das Gnu fällt im Knall. Wir laufen zu dem Bullen und begutachten ihn. Er ist nicht besonders repräsentativ und seine Hörner sind für einen Bullen recht schmal, eher wie die eines Weibchens, doch es ist genau das Tier, das wir wollten.
Nach den obligatorischen Fotos laden wir ihn auf unseren Pick-Up. Es ist spät, jetzt geht es nur noch nach Hause. Es wird dunkel und der Tag war lang und heiß. Der Pfad führt durch einige große Pfützen und dabei passiert es. Wir fahren uns fest. Sehr fest! Wir versuchen alles, aber wir bekommen den Wagen nicht aus dem Matsch. Leider befinden wir uns in einem Winkel der Farm, in dem wir weder Handyempfang noch Funkverbindung haben. Während Dietmar und ich beim Fahrzeug warten, gehen Armand und Jacko los auf der Suche nach Handyempfang. Dabei geht mir unweigerlich durch den Kopf, wie es wäre, hier draußen in der afrikanischen Wildnis die Nacht zu verbringen. Es wird langsam empfindlich kühl und wir haben kein Essen oder Wasser mehr im Wagen. Die Geräusche der Afrikanischen Nacht erzeugen eine schaurig schöne Atmosphäre. Etwa eineinhalb Stunden später kommt Hilfe. Mit vereinten Kräften und einem anderen Geländewagen bekommen wir das Fahrzeug endlich aus dem Matsch und machen uns auf den Heimweg. Nach leckerem „Braaivleis“ (Grillfleisch) beim Farmhaus liege ich im Bett. Es war ein aufregender tag, eine erfolgreiche Jagd und ich schlafe zufrieden ein. Am nächsten Tag jagen wir auf Armands Farm. Unser gemeinsames Tagesziel ist ein Blesbok. Auf abenteuerlichen Wegen, die ich selbst dem Geländewagen nicht zugetraut hätte, sind wir in den entlegensten Winkeln der Farm gefahren. Leider ohne viel Wild zu sehen. Wir waren einige Stunden auf der Pirsch und haben gesucht, aber leider ohne Erfolg. Später am Morgen finden wir eine Herde Blesböcke in einer Gegend mit niedrigem Graswuchs. Keine Büsche, keine Verstecke oder Anschleichmöglichkeiten. Armand schlägt Dietmar und mir vor, uns hinter einige höhere Grasbüschel flach hinzulegen, während er mit dem Wagen die Herde umkreist, um sie in unsere Richtung zu treiben. Nach einer Weile kommen die ersten Tiere in unsere Richtung. Es ist eine große Herde von ca. siebzig Tieren. Sie sind recht nervös und unruhig. Wir warten ein wenig, bis sie sich beruhigen. Dietmar versucht das richtige Tier auszumachen und sagt mir, welches ich nehmen soll. Ich folge dem Tier durch mein Zielfernrohr. Es ist ein Weibchen, das mir in ungefähr 120 Metern Entfernung gegenübersteht. Ich entscheide mich für einen Brustschuss ins Herz. Auf meinem Bauch liegend, mit aufliegendem Gewehr, treffe ich genau dorthin, wohin ich ziele. Der Blesbok fällt im Knall. Welch ein schönes Tier! Das Weibchen ist schon alt, hat aber ein wunderschönes Fell und ist wohlgenährt. Wir machen noch einige Fotos. Ich bin unfassbar glücklich über meinen Jagderfolg. Was für ein Erlebnis diese tollen Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Wenn ich auf die letzten Tage zurückblicke, kann ich immer noch nicht glauben, was ich alles erlebt habe. Das faszinierende Wild und die wunderschöne Landschaft Südafrikas. Die professionelle Hilfe und Ratschläge unseres Jagdführers, die Gastfreundschaft von Dietmar und Familie Aucamp sowie die Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden sind. Ich freue mich schon sehr meine nächste Jagd in Südafrika mit Dietmar und Armand zu erleben.   Von Soeren Doerr (Germany) Photos by Armand Aucamp

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