Tutorial Waffen für Jungjäger

Liebe Jungjäger und alte Hasen auf Waffensuche,

Im WuH-Forum und vielen anderen, auch fremdsprachlichen, Jagdforen wird kaum eine Frage so oft gestellt und diskutiert wie ein (Jung)jäger, der seine erste Waffe sucht. Die Fragen ähneln sich und die Antworten ähneln sich ebenso. Karl Valentin prägte den Satz „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“

Dieses 3-teilige Tutorial versucht, möglichst umfänglich und objektiv an die Frage heranzugehen und vor allem auf Fallstricke und womöglich Wichtigeres als die erste Waffe hinzuweisen.
Auf umfangreiche Themen wie Munition oder Ziel- und Beobachtungsoptiken wird bewusst nur rudimentär eingegangen, um das Ausgangsthema nicht zu verwässern. Möglicherweise folgen diesbezüglich eigene Tutorials. Es hat sich weiterhin gezeigt, dass ein kurzes Tutorial unmöglich und ein nur einteiliges unpraktikabel ist. Daher gibt es nun drei Teile. Der A-Teil vermittelt Denkanstöße und Basiswissen für eine fundierte Entscheidungsfindung. Der B-Teil zeigt konkrete Kaufmöglichkeiten auf. Der C-Teil ist ein kurzer Fragebogen, den man auch gut als Grundschablone für Anfragen oder Empfehlungen zu diesem Thema nehmen kann.

 

Teil A Basiswissen und Denkanstöße

I. Grundsätzliches

001. Selbst ausprobieren
002. Jagdgelegenheit oder Einsatzzweck
003. Zielfernrohr und die großen Drei/Vier/Fünf
004. Fernglas
005. Kleidung und Ausrüstung
006. Reinigungswerkzeug
007. Jungjägerpakete

II. Allgemeines zur Waffe
008. Wann passt eine Waffe?
009. Repetier, Kipplauf oder Selbstlader
010. Einsteckmagazin, integriertes Magazin und Kapazität
011. Kaliber
012. Rückstoß, Schaft und Mündungsbremsen
013. Bleifrei und Stahlschrot
014. Schalldämpfer und Offene Visierung
015. Wechsellaufoption
016. Zielfernrohrmontage
017. Systemkasten oder Bauteile aus Aluminium
018. Geradezug
019. Handspannung und Sicherung
020. Bettung des Systems
021. Aftermarketteile und Waffentuning
022. Eingeschrumpfte Läufe und Monoblock
023. Stainless, Beschichtung und Brünierung
024. Gebrauchtwaffen und Waffenreinigung
025. Erkennen guter Büchsenmacher und Händler

Teil B
III. Konkrete Vorschläge anhand Budget

026. Einleitung
027. Konzept Allroundrepetierer
028. Leihwaffe zur Anfangsphase des Jägerlebens
029. Budget von 0 – 1000 Euro
030. Budget von 1000 – 2000 Euro
031. Budget von 2000 – 3300 Euro
032. Budget von 3300 – 5500 Euro
033. Budget offen

Teil C

IV. In 20 Fragen zur neuen Waffen

034. Fragebogen

I. Grundsätzliches

001. Selbst ausprobieren
Um die Wichtigkeit dieses Punktes zu untermauern kommt er zu aller erst. Man sieht eine Waffe im Katalog, liest die Werbung dazu und kauft dann einfach ohne einen Vergleichshorizont oder Handhabungserfahrung zu haben.
Insbesondere Neuwaffen sollte man daher, bevor man sie in die engere Auswahl nimmt, selbst in die Hand nehmen und ausgiebig testen. Idealerweise trägt man dabei Jagdkleidung und hat ein Zielfernrohr montiert. Nur so kann man feststellen ob einem die Waffe von der Länge, vom Gewicht, Schwingverhalten und der Erreichbarkeit der Bedienelemente liegt. Was bringt einem die tollste Waffe, wenn die Sicherung nicht bequem zu erreichen ist, die Abzüge zu schwergängig, das Gewicht zu hoch oder zu niedrig? Weiterhin gilt: Nur wenn man diverse Produkte vom Handling her kennt, hat man einen grundlegenden Maßstab dafür, wie ein Hersteller eine bestimmte Aufgabenstellung löst. Als Beispiel sei folgender Vergleich erlaubt: Wenn man als Fahranfänger mit einem Golf TDI gelernt hat, hat man einen Vergleichspunkt für das spätere Autofahrerdasein. Man wird also sehen, dass Skoda oder Seat grob das selbe für weniger Geld bieten; dass man mit einem Jimney wiederum einfacher im Gelände unterwegs ist und dass Audi, BMW und Mercedes alles ein wenig hochwertiger aber auch teurer herstellen, im Grunde jedoch genau so funktionieren. Kurz zusammengefasst: Ein Auto kauft man auch nicht ohne Probefahrt – genauso sollte man es bei der Jagdwaffe halten.

002. Jagdgelegenheit und Einsatzzweck
Am Besten richtest man sich bei der Waffenart nach der Jagdgelegenheit und möglicherweise der Empfehlung des Jagdherren / Lehrprinzen oder der Institution bei der man zur Jagd geht. Möglicherweise hat der Jagdherr oder ein Jagdfreund auch eine Leihwaffe, mit der man seine ersten jagdlichen Gehversuche unternehmen kann. Sofern Kaliber und Optik passen, ist es sicherlich nicht verkehrt, erst mal mit einer Leihwaffe raus zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln.
Wenn man noch keine feste Jagdgelegenheit hat und trotzdem schon eine Waffe erwerben möchte, bietet es sich an, entweder eine „gute Gebrauchte“ zu nehmen oder sich ein „Eine-für-Alles“- Gewehr zu kaufen (mehr dazu weiter unten und in Teil B). Bedenke dabei, dass Du nach Möglichkeit auf dem Schießstand üben können solltest, was bedeutet, entweder einen Repetierer, eine thermostabile Kombinierte oder sehr viel Zeit einzuplanen. Einem Repetierer oder zumindest einer thermostabilen Kombinierten ist dabei der Vorzug zu geben. Weiterhin sollte die Waffe hochwildtauglich sein und ein angenehm zu schießendes Mittelkaliber (6,5×55, .270, 7×57, 7x57r 7×64, 7x65r 7mm-08, .308, 30-06, 8x57IS, 8x57IRS, 9,3×62, 9,3x74r etc…) haben. Alle Kaliber, die energetisch über einer .308/.30-06 liegen – können- für Anfänger allerdings schon schwer zu handhaben sein.

003. Zielfernrohr und die großen Drei/Vier/Fünf
Von erfahrenen Jägern hört man oft sinngemäß folgenden Satz: „Nimm die teuerste Optik, die Du Dir leisten kannst und schraube ein Gewehr drunter, das Dir passt.“ Grundsätzlich ist dies eine praktikable Herangehensweise.
Bei Zielfernrohren stellt ein Glas mit 42er Durchmesser als Allroundglas das Minimum dar – es hat allerdings in der Dämmerung und dem „letzten“ Büchsenlicht Helligkeitsdefizite. Am besten geeignet als Allrounder sind nach Meinung des Autors 50er oder für dedizierte Nachtjäger 56er Zielfernrohre. Idealerweise sind die Gläser variabel (1,5-6×42, 3-12×50 und 2,5-10×56 sind z.B recht verbreitet). Ein fehlender Leuchtpunkt ist kein Beinbruch. Absehen 4 gilt vielen als universell gut zu verwenden, weil es auch ohne Leuchtpunkt nachts gut funktioniert und aufgrund der schmalen Innenlinien tagsüber präzise Schüsse erlaubt. Absehen 1 funktioniert durch die dicken Balken nachts auch gut. Es gilt allerdings bei beiden Absehen den Zielpunkt zu beachten. Mittelklasse aufwärts oder gebraucht mit Garantie sind hier zu empfehlen. Auch bei Optik und Absehen gilt: Selbst durchsehen, selbst ausprobieren, schauen wo einem das Ziel im wahrsten Sinne des Wortes direkt ins Auge springt.
Die oft erwähnten großen Drei/Vier/Fünf Premiumhersteller sind: Zeiss, Swarowski, Schmidt&Bender, Kahles und Leica. Darunter sind im mittleren Preissegment Gläser von Minox, Docter/Nobilex, Steiner, Meopta, Nikon, Vixen, DDOptics und IOR anzusiedeln. Es gibt sicherlich noch mehr Hersteller, aber diese genannten Hersteller bilden zusammen wohl einen Großteil des Deutschen Marktes ab.

004. Fernglas
Jagen besteht zu einem großen Teil aus Beobachten. Für die Erstausrüstung und deren Budget sollte daher auf jeden Fall ein vernünftiges Fernglas eingeplant sein. Solltest man oft nachts ansitzen, könntest auch über eine Wärmebildkamera nachdenken werden. Das fällt für den Anfang allerdings schon unter „Luxusausstattung“. Ein gutes Fernglas und eine gute Zieloptik sind hingegen unerlässlich. Ein eigenes Tutorial zum Thema Optik ist angedacht, an dieser Stelle sei dazu gesagt: Ein helles Fernglas in 7×42, 7×50, 8×50, 8×56 (oder ähnlichen Parametern) mit großem Sichtfeld ist sicherlich nicht verkehrt. Achte auf das Gewicht und darauf, dass Dir (insbesondere als Brillenträger) der Einblick taugt. Mittelklasse aufwärts oder gebraucht mit Garantie sind auch hier zu empfehlen. Ein Überblick über Preis und Qualität lässt sich grob anhand der oben genannten Zielfernrohrhersteller vornehmen – diese stellen in aller Regel auch Ferngläser her.

005. Kleidung und Ausrüstung
Im WuH-Forum und auch dem persönlichen jagdlichen Umfeld des Autors ist betreffend der Kleidung von alter Armeeware über Berufskleidung (z.B. Engelbert Strauss) über Jagdausstatter bis hin zu Manufakturware von Sattlern und Schneidern alles dabei. „Funktionieren“ tut also eine ganze Menge.
Je länger man zur Jagd geht, umso eher wird sich wahrscheinlich die Freizeitkleidung in punkto Farbe und Eigenschaften jagdlichen Ansprüchen anpassen. Für einen Überblick und Anregungen sei das Ausrüstungsforum empfohlen – oder auch andere mit dem Schwerpunkt Outdoor, Trekking und verwandten Bereichen. Zu beachten bei allen fachfremden Foren ist allerdings, dass „normale“ Outdoorkleidung nicht zwingend leise ist. Die tollste Hightechmembran ist jagdlich untauglich, wenn sie bei jeder Bewegung raschelt wie ein Müllsack.
Für den Anfang macht man somit mit leiser temperaturangepasster Kleidung in gedeckten Farben auf jeden Fall nichts falsch. Gute Unterwäsche und Socken aus Merinowolle/Mixmaterial oder Kunstfaser sind in der kalten Jahreszeit weiterhin auch eine gute Investition, genauso wie je nach Revier ordentliche Wanderschuhe oder Gummistiefel sinnvoll sein können. Der Rest an Ausrüstung ist abgesehen von einigen Messern (siehe Forum) für den Anfang nicht sonderlich wichtig.

006. Reinigungswerkzeug
Gleichzeitig mit der Waffe sollte man auf jeden Fall ordentliches Reinigungswerkzeug und Waffenpflegemittel anschaffen. Waffen sind primär Werkzeug – und Werkzeug will gepflegt werden. Im WuH-Forum gibt es diverse Fäden zur Reinigung (siehe Punkt 17) – einfach mal reinlesen. Ein kurzer Einschub bezüglich Reinigungsmitteln ist an dieser Stelle jedoch wichtig.
a. Verwendet man vernickelte Munition, so muss das Nickel irgendwann (mechanisch) wieder aus dem Lauf entfernt werden.
b. Kupfer löst man am besten chemisch mit dafür vorgesehenen Mitteln aus dem Lauf.
c. Je aggressiver ein Mittel ist, umso genauer sollte man sich vor dem Putzen damit beschäftigen
d. Ballistol hat auch heute noch durchaus seinen Nutzen und ist bei vielen traditionellen Jägern beliebt. Zur Langzeitkonservierung und als primäres Rostschutzmittel taugt es allerdings nicht, da es mit Wasser emulgiert.

007. Jungjägerpakete
Im Grunde ist fast immer Vorsicht geboten, wenn man ein Angebot für ein sogenanntes Jungjägerpaket sieht. Sei es nun von einem älteren Jäger oder einem Geschäft – oftmals gibt es einen Pferdefuß. Wie beim Gebrauchtwagenkauf lohnt es sich auf jeden Fall, eine vertrauenswürdige Person bei der Hand zu haben, die die angebotene Ware objektiv beurteilen kann. Idealerweise hat die vertrauenswürdige Person natürlich keine finanziellen oder sonstigen Interessen am Kauf oder Verkauf. In aller Kürze sei auf ein paar typische Pferdefüße verwiesen:
a. Wenn ein Geschäft ein Paket anbietet, das aus mehr als Waffe + Zielfernrohr besteht, ist oft ein Gegenstand dabei, den man nicht braucht oder ohne Paket in dieser Kombination nicht kaufen würde. z.B. unpassendes Fernglas, unpassende Kurzwaffe, minderwertiges Reinigungskit etc… Rechnet man diesen unpassenden Gegenstand heraus, ist das Paket oftmals nicht günstig.
b. Manche Verkäufer haben entweder zu hohe Preisvorstellungen ihrer „alten Schätze“ oder versuchen unpassende Kaliber wie 9,3×64, 6,5×68, 8×68 an unerfahrene Jungjäger loszuwerden…
c. Waffen mit Suhler Einhakmontage oder Stecher müssen nicht schlecht sein – Wenn man jedoch das ZF und damit die Montage wechseln will, übersteigt der Preis dafür oftmals den Waffenwert. „Nehmen wie sie sind und rausgehen oder sein lassen“ ist hier die Devise. Ein Wechsel des Abzuges auf Flintenabzug oder typischerweise beim Mauser 98 der Flügelsicherung auf Horizontalsicherung, ist hingegen oftmals günstiger zu realisieren, sofern man das wünscht.

II. Allgemeines zur Waffe

008. Wann „passt“ eine Waffe?
Idealerweise probierst Du jede Waffe, die für Dich in Frage kommt, aus. Ausschlaggebendes Bauteil dabei ist der Schaft der Waffe. Trage am besten Jagdkleidung oder zumindest einen Pullover. Es sollte dabei auch ein Zielfernrohr montiert sein, da dies die Balance der Waffe stark beeinflussen kann. Prüfe, ob Du mit Deiner Schießhand bequem an den Abzug und die Sicherung kommst und beide gut bedienen kannst. Weiterhin schlage die Waffe in verschiedenen Anschlagsarten (Stehend angestrichen, sitzend, liegend → mit Hauptfokus auf deine primäre Jagdweise) an und prüfe, wie schnell Du durch das Zielfernrohr blicken kannst. Idealerweise schaust Du direkt und zentral durch das ZF und siehst das Ziel. Keinesfalls solltest Du jedes mal zeitintensive Verrenkungen benötigen, bis Du passenden Einblick hast. Wenn Du beim „blind in den Anschlag gehen“ die Waffe in der Schulter und an der Wange hast sowie direkten und zentralen Durchblick, dann passt sie.

009. Repetierer, Kipplauf oder Selbstlader?
Oft, und nicht zu Unrecht, wird ein Repetierer als erste Kugelwaffe empfohlen, da die Handhabung einfach ist und auch Übungssitzungen auf dem Schießstand kein Problem darstellen. Bei kombinierten Waffen (Ausnahme: thermostabil) muss stattdessen mehr Zeit zwischen den Schüssen vergehen, Schusstiming eingehalten oder die Waffe aktiv gekühlt werden.
Kipplaufwaffen haben den Vorteil, dass sich Sicherheit sehr einfach herstellen lässt, dass sie bei gleicher Lauflänge kürzer sind und dass sie sich sehr leise laden/entladen lassen. Auch der Transport ist in einem kleineren Koffer möglich. Repetierer diverser Hersteller lassen sich allerdings auch zerlegen und transportieren. Es gibt weiterhin auch spezielle „Take-Down- Repetierer“ die allerdings sehr teuer sind. Auf jeden Fall sollte man prüfen, ob die Waffe nach Zusammenbau zuverlässig trifft oder einen „Setzschuss“ braucht.
Selbstlader wiederum sind bei manchen Jagdherren oder Institutionen nicht gerne gesehen – je nachdem wie relevant diese für Dich sind, kläre dies auf jeden Fall vorher ab. Das hauptaugenmerkt dieses Tutorials liegt somit auf Repetierern, da sie die universellste Waffenart darstellen.

010. Einsteckmagazin, integriertes Magazin sowie Magazinkapazität
Die UVV schreibt bestimmte Vorgehensweisen beim Bewegen mit Waffe im Gelände vor. Sicherheit und Aufmunitionieren lässt sich mit einem Wechselmagazin schneller vollziehen. Ein eingebautes Magazin (idealerweise mit zuverlässig schließendem Klappdeckel zum schnellen Entladen) kann auf der anderen Seite nicht verloren gehen. Bequemer ist hingegen ein Einsteckmagazin. Zu beachten ist hierbei, dass man beim Waffenkauf idealerweise auch ein Ersatzmagazin ersteht.
Sollte eine Waffe vom Markt verschwinden, steigen die Magazinpreise erheblich an oder man findet gar keine mehr – ein Defekt oder Verlust kann dann de facto die ganze Waffe entwerten. Als Beispiel hierfür sei die Sauer 80/90/92 genannt – eine fast schon legendäre Waffe, deren Magazine, so man sie überhaupt findet, regelmäßig für 250 Euro aufwärts den Besitzer wechseln. Kapazitätstechnisch gibt es beim Selbstlader gesetzliche Grenzen – im Jagdeinsatz 2 Schuss. Beim Repetierer hat man in aller Regel 3-5 Schuss im Magazin, was für die meisten Jagdarten ausreicht. Manche Jäger haben Anschlags-/Auflageprobleme, wenn das Magazin deutlich aus der Waffe ragt, was regelmäßig bei Magazinen über 3-5 Schuss der Fall ist, die nicht bündig abschließen.

011. Kaliber
Um alles vorkommende Wild bejagen zu können, bietet es sich an, ein gebräuchliches Mittelkaliber zu wählen. Die verbreitetsten wurden oben genannt. Ein guter Indikator, wie verbreitet ein Kaliber ist, ist zudem, wie viel „fertige“ Fabrikmunition es dafür gibt. Vom jagdlichen Standpunkt ist es egal, ob ein metrisches oder zölliges (amerikanisches) Kaliber benutzt wird. Oftmals erhält man jedoch für zöllige Kaliber mehr und günstigere Laborierungen, was eine größere Auswahl ermöglicht. „Auf dem Trockenen“ sitzt man im D-A-CH-Raum und großen Teilen Europas mit metrischen Kalibern allerdings nicht.
Wenn man nicht selbst Wiederlader ist, sollte man von Exotenkalibern Abstand nehmen. Ein

Exotenkaliber (z.B. Mauser M03 in .338-06) oder ein für die Waffe zu kraftvolles Kaliber (Blaser K95 in .300 Wby) ist oftmals auch der Grund, warum hochwertige und ansonsten kostspielige Waffen sehr günstig den Besitzer wechseln oder im Vergleich zu ihren Geschwistern in Allerweltskalibern geringere Preise im Verkauf erzielen.

012. Rückstoß, Schaft und Mündungsbremsen
Grundsätzlich kann man sagen, dass Kaliber, die energetisch wesentlich (E0 in Joule) die 30-06 übertreffen, über der Schwelle liegen, die viele Jäger als angenehm bezeichnen. Übungsmunition ab 9,3×62 ist weiterhin teurer als kleinere Kaliber. Einfluss auf den „gefühlten“ Rückstoß haben vor allem das Gesamtgewicht der Waffe und die Schaftform. Ein gerader Schaft, der visierlinientechnisch für die Benutzung mit ZF ausgelegt ist, ist rückstoßtechnisch einem Schweinsrückenschaft oder ähnlichen Bauarten vorzuziehen. Je stärker das geschossene Kaliber ist, umso mehr fühlt der Schütze eine nicht rückstoßoptimale Schäftung. Als Extrembeispiel seien hier Afrikabüchsen für die sogenannten Big Five aufgeführt – man wird sie so gut wie nie mit einem Schweinsrückenschaft sehen.
Wer mithin weiß, dass er rückstoßarm schießen möchte oder muss, sollte .308, 6,5×55, 7×57, 7mm- 08 oder .270 in Erwägung ziehen. Im Zweifel hilft auch hier ggf. einmal eine Waffe in energiereicheren Kalibern probe zu schießen um die eigene Toleranzschwelle zu testen. Als Anfänger ist es generell nicht ratsam, „zu großkalibrig“ anzufangen, da man sich ggf. falsche Abläufe beim Schießen angewöhnt und durch das unangenehme Schießerlebnis und den ggf. höheren Munitionspreis das Üben vernachlässigt. Rückstoßbremsen können helfen, bedeuten aber auch, dass mehr Schall beim Schützen, den Mitjägern und Hunden ankommt. Es ist zwar ohnehin schon nicht empfehlenswert, ohne Gehörschutz zu schießen, aber mit Mündungsbremse wird die Waffe noch lauter. Eine Minderung des Rückstoßes lässt sich auch mit einem Schalldämpfer erzielen – mit dem großen Bonus, dass die Waffe wesentlich leiser wird. Mehr zum Schalldämpfer weiter unten und im Forum.

013. Bleifreie Munition / Stahlschrot
Es gibt auf dem Markt mittlerweile diverse bleifreie Geschosse/Fertigmunition die recht gut wirken und präzise zu schießen sind. Je nach Geschossmaterial muss man ggf. sein Reinigungsverhalten anpassen, insbesondere bei Kupfergeschossen und nickelplattierten Geschossen. Man sollte sich allerdings nicht von Leuten verunsichern lassen, die behaupten, dass bleifrei an sich „Gelumpe“ sei. Am besten hält man sich an die Empfehlung seines Jagdherren oder der Institution bei der man jagen geht. Abseits von den großen Munitionsherstellern sei an dieser Stelle auch auf kleinere Hersteller (Skadi, Sax, Jaguar, Lutz Möller, LOS, etc…) oder gewerbliche Wiederlader verwiesen, die gerade bei bleifreier Munition taugliche Alternativen oder von großen Herstellern nicht angebotene Geschoss- und Kaliberkombinationen bieten können. Sollte man aufgrund der Jagdgelegenheit häufiger den rauen Schuss benötigen und bleifrei schießen müssen, sollte man bei der Waffe auf den zukunftssicheren Stahlschrotbeschuss achten. Es gibt zwar Alternativen zu Stahlschrot wie z.B. Wismuthschrot und bis 3,2mm kann auch „ohne Lilie“ bleifrei Schrot verschossen werden, doch probate Dauerlösungen für alle Fälle sind diese Alternativen aufgrund ihrer ballistischen Einschränkungen oder hoher Kosten nicht.

014. Schalldämpfer und Offene Visierung
In aller Regel schließen sich Offene Visierung oder Schalldämpfergewinde bei Neuwaffen ab Fabrik aus. Solltest Du eine Neuwaffe mit Gewinde und offener Visierung wollen, beachte, dass ein Schalldämpfer dann nur „nach vorne“ bauen darf und die Waffe erheblich verlängern wird. Viele beliebte Schalldämpfer bauen auch „nach hinten“ über den Lauf um die Waffe nicht unnötig zu verlängern, dabei ist das Korn dann im Weg.
Wenn Du eine offene Visierung wirklich nutzen möchtest, probiere aus, ob Du damit zuverlässig und schnell treffen kannst. Ein Drückjagdglas oder Aimpoint sind gute Alternativen und kollidieren nicht mit einem potentiellen SD.

015. Wechsellaufoption
Die Möglichkeit Wechselläufe zu benutzen ermöglicht dem Waffenbesitzer mit der gewohnten Waffe auf bestimmte Zwecke abgestimmte Wechselläufe zu benutzen. Das kann z. B. Günstiges Üben auf dem Stand, Ein Lauf für bleifreie Munition, Auslands- oder Gebirgsjagd, Drückjagd und vieles mehr sein.
Auf der anderen Seite lassen sich bei passender Geschoss- und Kaliberwahl auch viele dieser Zwecke ohne Laufwechsel sehr gut erfüllen, so das viele das Potential der Möglichkeiten nicht nutzen oder aus Bequemlichkeit den Wechsellauf früher oder später zu einer kompletten Waffe machen. Zu beachten ist hierbei weiterhin der zeitliche Aufwand, wenn man kein Zielfernrohr für den Wechsellauf hat und nach Zielfernrohrwechsel immer neu ein- oder kontrollschießen muss.
Als kurzer Einschub sei an dieser Stelle erwähnt, das Waffen mit Wechsellaufoption besonders in Ländern mit begrenztem Waffenkontingent pro Jäger beliebt sind, da Wechselläufe nicht auf die Waffenzahl angerechnet werden.

016. Montage des Zielfernrohrs

  1. Als universell werden Schwenkmontagen und Picatinnyschiene angesehen. Die SuhlerEinhakmontage bedeutet bei Zielfernrohrwechsel oft hohe Kosten und besonderes Augenmerk bei der Büchsenmacherwahl, da sie erhöhten Arbeitsaufwand bedeutet und nicht jeder Büchsenmacher sie mehr montieren kann. Ein Wechsel auf Schwenkmontagen kann dann sofern möglich Abhilfe schaffen. Grundsätzlich gilt, dass die Montage das Zielfernrohr so stabil und tief wie möglich auf der Waffe befestigen sollte. Viele Hersteller setzen jedoch auf ein proprietäres Montagesystem (um zusätzlich Umsatz zu generieren). Das muss per se nicht schlecht sein, schlägt sich allerdings im Preis und ggf. der Universalität des Waffenbestandes nieder, weil man unter Umständen nicht mehr ohne finanziellen Zusatzaufwand Optiken zwischen den Waffen hin und her tauschen kann.
  2. Zielfernrohrhersteller bieten Ihre ZF in aller Regel entweder mit- oder ohne eine Montageschiene an. Auf manchen Waffen kann eine Schiene am ZF sinnig sein, da sie die Montage des ZF ggf. einfacher macht. Andererseits führt sie dazu, dass das ZF ein paar mm höher sitzt. Alte ZF haben oft eine Prismenschiene die von der Seite oder unten angebohrt ist. Je häufiger es auf verschiedenen Waffen Einsatz fand umso mehr Bohrungen können vorhanden sein. Wenn man ein ZF ohne Schiene in gebräuchlichem Durchmesser (30mm; 2,54 oder 34mm) nimmt, macht man wenig falsch.
  3. Verkleben des ZF in den Montageringen ist ein umstrittenes Thema bei dem es wenig Konsens gibt. Bei einer Montageschiene entfällt dieses Thema. Viele Hersteller erwähnen, dass ein zusätzliches Verkleben in ihren Ringen nicht nötig sei, andere weisen darauf hin, dass es möglicherweise helfen könne. Viele Büchsenmacher machen es aus Prinzip. Aus eigener Erfahrung kann der Autor mitteilen, dass die Sako-Optilock- Montage (proprietär aber vergleichsweise preiswert) durch ihr Kunststoffinlay wirklich nicht verklebt werden muss.

017. Systemkasten oder Montageteile aus Aluminium
Auch in diesem Bereich herrscht wenig Konsens. Aluminium wird aufgrund seiner Eigenschaften gerne benutzt, gilt bei seinen Kritikern allerdings als wenig haltbar und stabil. Eine gute Verarbeitung scheint essentiell für ein gutes Funktionieren zu sein. Weiterhin wichtig ist, ob ein „belastetes“ Teil aus Aluminium besteht oder nur ein Bauteileträger. So sollten z.B in kombinierten Duralwaffen eher schwächere Kaliber benutzt werden, wohingegen bei Repetieren, bei denen im Stahllauf verriegelt wird, ein Systemkasten aus Alu diesbezüglich unbedenklicher ist. Bei der Kombination aus starkem Kaliber und großem/schwerem Zielfernrohr sollte man der Meinung vieler Fachleute nach hingegen auf Stahl für den Systemkasten und als Montagematerial setzen.


018. Geradezug

Insbesondere bei dynamischen Jagdsituationen verwenden viele Jäger gerne einen Geradezugrepetierer, weil man durch den einfacheren Bewegungsablauf schneller ist. Auf der anderen Seite sei die Frage erlaubt, wie viele Jäger wirklich hochdynamisch jagen, um wirklich Nutzen aus dem Geschwindigkeitsvorteil zu ziehen. Für viele Ottonormaljäger dürfte die Kitz- Ricke-Dublette das höchste der Gefühle sein – und die lässt sich mit jedem Repetier verwirklichen. Mit etwas Übung sogar mit Kipplaufwaffen. Des Weiteren sind Geradezugrepetierer eher im höheren Preissegment zu verorten. Als Hersteller von Geradezugwaffen seien an dieser Stelle nicht abschließend die Firmen Blaser, Heym, Merkel, Steel Action und der Exot Lynx aus Finnland genannt. Aus Sicht des Autors sind Geradezugrepetierer für Jäger geeignet, die Schnelligkeit und einfachere Bewegungsabläufe favorisieren aber aus diversen Gründen keinen Selbstlader benutzen wollen – denn dieser wäre noch schneller und man kann die Hand am Abzug lassen. Dem entgegen steht allerdings die Deutsche Magazinbeschränkung auf 2 Schuss. Auch hier sei analog zu weiter oben die Frage erlaubt: Wie viele Jäger haben die Gelegenheit und das Können in Deutschland regelmäßig mehr als 3 Stück Wild sicher hintereinander zu strecken, so dass dies relevant würde?

019. Sicherung und Handspannung
Im D-A-CH-Raum und insbesondere in Deutschland erfreut sich die Handspannung als Nonplusultra aller Sicherungstypen einer Jagdwaffe großer Beliebtheit. In der Tat ist sie auch in aller Regel zuverlässig und einfach zu handhaben. Unabdingbar ist sie hingegen nicht. Zunächst sei erwähnt, dass sie je nach Ausführung und vor allem bei kurzen oder schwächeren Fingern schwerer zu bedienen sein kann als andere Sicherungen. Auch wenn bei kombinierten Waffen mehr als ein Schloss zu spannen ist, kann der Spannvorgang unter Umständen als (zu) schwer empfunden werden.
Weiterhin ist sie, wie oben erwähnt, ein eher deutschsprachiges Phänomen. Bereits in Großbritannien oder Skandinavien taucht sie im Pflichtenheft einer Jagdwaffe, wenn überhaupt, weiter hinten auf. Man beachte auch, dass in den USA, dem Land der 3-KG-Rechtsabteilungs- Waffenabzüge und absurder Produkthaftungsgesetze, die Sicherung an sich oft als einfache Abzugssicherungen angelegt ist. Wenn man einen Konsens bezüglich Sicherung einer Jagdwaffe herstellen müsste, ließe sich dieser wohl dahingehend bilden, dass eine Sicherung idealerweise auf den Schlagbolzen wirkt und vom Schützen sicher und vor allem leise zu handhaben ist. Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle, dass die beste Sicherung zwischen den Ohren sitzt und sich im kontrollierten Zeigefinger und gutem Mündungsbewusstsein manifestiert.

020. Bettung des Systems
Eine Waffe ist umso präziser, je stabiler und spielfreier das System und der Lauf mit dem Schaft verbunden sind. Dies lässt sich durch passgenaue Herstellung und/oder eine Bettung durch Bettungsmittel oder Alurahmen, Pillars und weiter Methoden realisieren. Wenn eine Waffe „streut“ ist neben der Munitionswahl und Zielfernrohrmontage ein Check ob der „Lauf“ frei schwingt und gut gebettet ist ein typisches Vorgehen bei der Fehlersuche. Diverse Waffen bieten konstruktionsbedingt Vorteile, da sie eine gute Bettung schon ab Werk mitbringen, etwa weil ein Aluminiumchassis in den Schaft integriert ist oder weil der Schaft in zwei Teilen am System angebracht ist. Es gibt (wenige) Ausnahmen, vor allem bei älteren oder ganzgeschäfteten Waffen, wo mit einem fixen „Auflagepunkt“ des Laufs im Schaft gearbeitet wurde, um die Präzision zu erhöhen.

021. Aftermarket und Waffentuning
Aftermarketteile und Waffentuning werden gerne benutzt um Serienwaffen an den Benutzer anzupassen oder um persönlichen Vorlieben (oder auch dem Spieltrieb) des Benutzers Rechnung zu tragen. Umso verbreiteter eine Waffe ist und umso weniger Systemgrößen sie hat, umso eher wird man viele Tuningteile dafür finden. Es verwundert also nicht, dass es für 98er, die Remington 700 und die Tikka T3 besonders viele Teile vom Abzug über Sicherungen, Schäften bis hin zu Montagen und sogar Titanschlagbolzen gibt.

Wenn einem jedes Detail an einer Waffe gefällt, bis auf ein bestimmtes Bauteil, kann es also hilfreich sein, auf dem Aftermarket nachzusehen, ob derlei hergestellt wird. Beispiele hierfür sind Flintenabzüge statt Stecher für 98er, horizontale Sicherungen für 98er, Schäfte mit Bettungsblock und/oder aus besonderen Materialien wie z.B. der Hogue-Schaft mit Alublock für 98er oder ein PSE-Composite-Schaft für Tikka, Howa, Heym und Rem700.
Es seien nicht abschließend oder wertend u.a. noch Styriaarms und Atzl aus Östereich oder Roedale aus Deutschland genannt, die Aufwertungen für diverse Hersteller bieten. Weiterhin gibt es auch Hersteller, die Ihre Waffen von den Maßen her an Großserienwaffen anlehnen, um dadurch Aftermarket-Kompatibilität und somit zusätzlich Mehrwert für ihre Kunden zu bieten: Hier sei beispielsweise Bergara erwähnt, die sich mit der B14 an der Remington 700 anlehnen genauso wie Andreas Schuler mit der hochwertigen Walküre, die ebenso mit vielen Teilen für Remington 700 kompatibel ist.
Großserienhersteller im Aftermarketbereich sind z.B Timney, Jewell und Recknagel (Abzüge/Sicherungen), Hogue, Bell&Carlson, McMillan, Boyds ( alle Schäfte). Zu beachten ist allerdings, das aufgrund amerikanischer Waffengesetze viele Waffeteile aus den USA in Europa nur schwer oder (zu)teuer zu erhalten sind und es sich mitunter lohnen kann, europäische Hersteller zu wählen, die für den selben Preis oftmals mehr Leistung bieten.
Der Meinung des Autors nach lohnen sich Aftermerket-Teile vor allem bei günstigeren oder gebrauchten Basiswaffen, deren Sicherheit oder Handhabungsqualität man dadurch wesentlich steigert. Der Rest ist Detailarbeit oder Geschmackssache.

022. Eingeschrumpfter Lauf oder Monoblockkonstruktionen
Diverse Hersteller bieten insbesondere in ihren Budgetlinien mittlerweile Waffen mit einschrumpften Läufen an. Die Firma Steyr neuerdings sogar eine Waffe, bei der System und Lauf aus einem Stück bestehen. Zu Beachten ist Folgendes:
Wahrscheinlich wird es vielen Jägern nicht gelingen, einen Lauf während ihres Jägerlebens „auszuschießen“. Anders sieht es hingegen aus, wenn der Lauf durch mangelnde Pflege Schaden nimmt oder einfach nicht präzise schießt. Zur Rettung der Waffe kann ein Laufwechsel dann Abhilfe schaffen. Mit den oben genannten Konstruktionen ist dies nicht möglich. Auf der anderen Seite sollte man objektiv durchrechnen, ob es sich bei Waffen mit konventioneller Laufbefestigung wirklich lohnt, den Lauf zu tauschen oder ob der dafür aufgerufene Preis nicht besser in eine andere Waffe investiert wird. Der Meinung des Autors nach sollte insbesondere bei eingeschrumpften Läufen oder Monoblockwaffen darauf geachtet werden, dass sie mit der gewünschten Munition harmonieren. Probeschießen vor den Kauf ist also angesagt. (Was es ohnehin sein sollte…)

023. Stainless, Beschichtung, Brünierung
Jagdwaffen sind idealerweise bei jedem Wetter in Benutzung. Insbesondere die Metallteile müssen daher vor Korrosion geschützt werden. Traditionell werden Waffen dazu brüniert, neuerdings kamen diverse andere Verfahren wie beispielsweise Cerakote oder Ilaflon hinzu. Wenn man allerdings von vorne herein weiß, dass man oft bei Wind und Wetter draußen ist, bietet es sich an, direkt beim Werkstoff anzusetzen und eine Waffe aus rostträgem Stahl (stainless) zu nehmen. Idealerweise sollte man rostenden und rosträgen Stahl nicht an der selben Waffe mischen – vgl. dazu die Arbeitsweise in der Metallverarbeitung. Es versteht sich von selbst, dass man eine Waffe, unabhängig vom Stahl, nie nass und ungeputzt in den Schrank stellt.

024. Gebrauchtwaffen und Waffenreinigung:
Bei Foristi verbreitete oder beliebte Waffen und Kaliber haben oft eine eigene Fangruppe. Auch bei gezielten Fragen ein bestimmtes Fabrikat betreffend helfen viele Foristi gerne weiter. Auch zu den folgenden Punkten lohnt es sich hier im Forum einmal zu lesen:

Gebrauchtwaffenkauf: (im obersten Thread sind PDF-Checklisten)

Zum Beitrag ‘Gebrauchtwaffen Wegweiser gesucht’
Zum Beitrag ‘bitte um Beratung bei Gebrauchtwaffen’
Zum Beitrag ‘wonach sucht ihr bei gebrauchtwaffen’

Waffenreinigung:
Zum Beitrag ‘waffenpflege was verwendet ihr so’
Zum Beitrag ‘buch ueber die waffenpflege’
Zum Beitrag ‘waffen reinigung’
Zum Beitrag ‘schalldaempfer reinigung wartung vorher nachher fotos’

Sucht man eine bestimme Waffe kann man diese einfach in der Suchfunktion eingeben. Wenn man nichts passendes findet, kann es helfen einfach bei google „Begriff + Wild und Hund Forum“ einzugeben.

025. Woran erkenne ich einen Guten Büchsenmacher / Händler?

Kehrt man die Fragestellung um, ist sie schneller und einfacher zu beantworten: Ein schlechter kommerzieller Anbieter wird auf Kundenwünsche nicht eingehen, immer die teuersten Optionen empfehlen oder auf Produkte verweisen, die er „zufälligerweise“ gerade auf Lager hat, anstatt sie bestellen zu müssen. Weitere gern benutzte Tricks, die man auch aus anderen Branchen kennt, sind angebliche Lieferschwierigkeiten bei preiswerten Grundmodellen aber gleichzeitiges Vorhandensein wesentlich teurerer Optionen. Auch künstlicher Zeitdruck wird gerne erzeugt. Es soll hier allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Händler auch von der Lieferfähigkeit von Importeuren und Großhändlern abhängen und oft selbst „hängen gelassen“ werden – es wäre also verfehlt immer direkt bösen Willen zu unterstellen. In solchen Fällen ist ehrliche Kommunikation mit dem Kunden wünschenswert.

Ein guter Händler hingegen wird sich Zeit nehmen, versuchen den Kundenwunsch und sein Bedürfnis zu ergründen und nach Möglichkeit auch Gelegenheit schaffen, dass der Kunde die in Frage kommende Ware ausprobieren kann. Idealerweise geht er auch selbst zur Jagd und hat eigene Erfahrungen, die er in seine Beratung mit einfließen lassen kann.

III. Konkrete Vorschläge anhand Budget

026. Einleitung
Die Preise des Budgets verstehen sich bei Neuwaffen regelmäßig ohne montierte Optik. Bei Gebrauchten wird im Text auf möglicherweise montierte Optiken eingegangen. Was beim Gebrauchtwaffenkauf per se zu beachten ist, findet sich im A-Teil oder hier im Forum. Aus technischer und auf Qualität bedachter Sicht ist bei gleichem Preis einer Premiumwaffe in Basisversion vor der möglicherweise „hübscheren“ Waffe des darunter liegenden Segmentes der Vorzug zu geben. Beispiel: Lieber eine Sauer 202(404) mit Plastikschaft nehmen, als eine Sauer 101/100 mit Wurzelholz. Weiterhin sei gesagt, nur weil eine Waffe hier nicht erwähnt wird, heißt das nicht, das sie schlecht sein muss. Entweder ist sie wenig verbreitet (z.B. Brno 21, ZG 47 oder Sako L61r) oder der Autor oder andere Foristi hatten sie schlicht nicht in der Hand und erwähnen sie daher nicht. Wenn es Waffen aufgrund verschiedener Ausstattungsvarianten in mehrere Preisklassen schaffen, werden sie in der Regel in der am günstigsten zu erhaltenen Version berücksichtigt. Preisliche Ausreißer und extreme Schnäppchen sind natürlich immer möglich – aber nicht die Regel.

027. Vorab: Konzept „Allround“- Repetierer

Vor allem wenn man keine feste Jagdgelegenheit hat aber trotzdem „am Ball“ bleiben möchte, bietet es sich an, einen sogenannten „Allroundrepetierer“ zu kaufen, da man diesen auf jeden Fall und zu jedem späteren Zeitpunkt seines Jägerlebens nutzen kann. Sei es als Primär-, Sekündar-, Schlechtwetter- oder Schießkinowaffe. Doch was macht einen „Allroundrepetierer“ eigentlich aus?

Aus den Zuschriften von Mitforisti und meiner eigenen Meinung ergeben sich für einen Allrounder folgende Parameter:
a. Für die Nutzung mit Zielfernrohr geschäftet.
b. Einfache Möglichkeit das Zielfernrohr zu wechseln, um sich dem gewünschten Nutzungsprofil anzupassen.

c. Die montierte Optik sollte eine große Bandbreite an Nutzungszwecken zulassen. Von den aktuellen ZF am Markt erfüllen 2-10x50er und ähnlich dimensionierte am ehesten dieses Profil.
d. Die Waffe an sich ist weder zu leicht noch zu schwer. Eine extrem leichte Waffe ist sensibler beim Schießverhalten, eine zu schwere Waffe ist im Gelände auf Dauer unbequem. Nur auf das Gewicht bezogen sind etwa 4 Kilo für Waffe samt Zielfernrohr ein guter Ausgangswert. Balance und Präferenz können dies nach oben oder unten ändern.

e. Der Lauf hat normale bis mitteldicke Kontur (~ 15 bis 19 Millimeter an der Mündung)
f. Es ist sinnvoll, wenn bereits ab Werk/Kaufzeitpunkt ein Mündungsgewinde für eventuelle Schalldämpfernutzung geschnitten ist, da das nachträgliche Anbringen Risiken birgt und zusätzlichen Aufwand samt Kosten bedeutet.
g. Die Lauflänge liegt je nach Kaliber irgendwo zwischen 50 und 60 Zentimetern.
h. Das Kaliber ist ein gut verfügbares Mittelkaliber. Dies ermöglicht kostengünstiges Üben und erhöht den Wiederverkaufswert.
i. Optional aber sinnvoll können verfügbare Aftermarket-Teile oder eine Stainless-Ausführung sein.

028. Leihwaffe zur Anfangsphase des Jägerlebens
Während der ersten jagdlichen Gehversuche ist es für den Geldbeutel (und die Nerven) am einfachsten, wenn man vom Lehrprinzen oder Jagdfreunden ein Gewehr samt Munition leihen kann. Natürlich ist es ratsam, dass Waffenart, die Zieloptik und das Kaliber zu den jagdlichen Gegebenheiten passen. Ein zuverlässiger Repetierer in einem für den Schützen gut zu beherrschenden Mittelkaliber samt Glas ab 42mm aufwärts ist selten verkehrt. Weiterhin kann man so Erfahrungen sammeln und üben gehen – so findet man am einfachsten und schnellsten heraus, welche Merkmale man an Waffen mag und welche nicht.

029. Budget von 0 – 1000 Euro
Gebraucht, ggf. mit Markenglas eines großen Herstellers. Idealerweise ist das Glas mit Schwenkmontage montiert oder die Waffe hat entsprechende Basen oder ist „unverbastelt“. Prima wäre ein variables Glas ab 42mmaufwärts.
Empfehlungen: Mauser 98, Mauser 66(s), Sauer 80/90, Heym SR 20, ältere Sako/Tikka, BBFs von Brünner, Blaser 700/88…

Neu und ohne Optik:
Howa 1500 Basis; Winchester 70 Basis; CZ 550/557; günstige Remington 700; Savage Hog Hunter, Axis oder 11/10; Ruger American Rifle und M77; Bergara B14.
Die meisten Aftermarketteile gibt es für die Rem 700, Howa 1500 und die Bergara B14 (da vieles für Rem 700 passt). Für die anderen aufgeführten Waffen, auch die CZ 550, findet man auch etwas.

030. Budget von 1000 – 2000 Euro
Gebraucht: Regelmäßig ältere Premiumwaffen z.T. mit variabler Optik, zumeist ohne Leuchtpunkt. Beispiel: 200/202, diverse Sakos/Tikkas, Blaser R93, Blaser 95, Einfachere Kombinierte deutscher Hersteller, v.a. Drillinge wie Krieghoff Trumpf oder S&S 3000, beliebt ist auch die bewährte „Systemwaffe“ Valmet 412 (baugleich Tikka 512) die je nach Laufbündel Schrotflinte, Bockdoppelbüchse oder Schrotflinte sein kann und oft in Paketen mit mehr als einem Laufbündel angeboten wird.

Neu: Tikka T3, Howa 1500, Zoli 1900, Heym SR21/30 Allround, Rößler Titan6, Mauser M12, Sauer 101 (Mauser und Sauer mit eingeschrumpftem Lauf – mehr dazu in Teil A)

031. Budget von 2000-3300 Euro
Gebraucht: In der Regel hochwertige Gebrauchtwaffen, oftmals mit Zielfernrohr samt Leuchtpunkt, die zum Zeitpunkt ihres Kaufes das Modernste am Markt waren. Typische Beispiele wären:
Sauer 202 mit Zeiss 2,5-10×56 LP oder Blaser R93 mit Z4i 2,5-10×56 oder Vergleichbare.

Neu und ohne Glas: Blaser R8 & BBF 95, Sako 85, Mauser M03, Sauer 404, fast alle anderen Premiumbüchsen europäischer Hersteller. Weiterhin hochwertige Varianten amerikanischer Großserienbüchsen oder Produkte anderer Premiumhersteller. Interessant können hier auch vom Büchsenmacher angefertigte und angepasste 98er aus ausgesuchten Altsystemen sein. Der bekannteste und an Produktionszahl wahrscheinlich führende Betrieb von „guten Brot-und-Butter- 98ern“ ist Waffen-Velser aus Nerdlen.

032. Budget 3300 bis 5500 Euro:
Gebraucht: Viele Topwaffen mit Topgläsern. Von Händlern sieht man oft auch Ausstellungsstücke hoher Auststattungsvarianten in diesem Preissegment.

Neu: Hochwertige Kombinierte oder Kipplaufwaffen europäischer Premiumhersteller beginnen in diesem Preissegment, mithin auch die höheren Ausstattungsvarianten der jeweiligen Topline- repetierer.

033. Budget offen
Wer in der glücklichen Lage ist, ein offenes Budget zu haben, kann sich frei überlegen, wo er das zusätzlich vorhandene Kapital anlegt. Best/Bespoke Guns aus England oder ggf. Deutschland, Aufpreiskatalog für Sonderholz und aufwändiges Matierial oder Gravuren und Bunthärtung oder für technische Finessen und Präzision. Ein Mix von alledem ist natürlich auch möglich. Abseits von

Serienwaffen seien hier (nicht vollständig oder in wertender Reihenfolge) noch ein paar Anregungen genannt: Bockdrilling von Prinz auf Basis der Blaser 95/97 und andere Waffen aus seiner Werkstatt; ASH und seine Walküre, Atzl mit seiner „zum Jagern“ oder feingetunte Serienwaffen von Styriaarms und anderen Fachleuten/Tunern. Auch hochwertige 98er aus Neuteilen von großen oder kleinen Herstellern liegen in diesem Preissegment. Sie alle zu erwähnen und zu bewerten ist allerdings an anderer Stelle angebrachter.

 

IV. In 20 Fragen zur neuen Waffe

Hier ist ein kurzer Fragebogen der für Kaufempfehlungen betreffend Waffen genutzt werden kann. Primär richtet er sich an Jungjäger die ihren erste Waffe suchen. Am besten unter jeden der Punkte kurz und bündig eine Antwort schreiben. Wenn etwas egal ist, bitte dementsprechend hinterlegen. Wenn etwas immanent wichtig ist, ebenso.

034. Fragebogen für den Waffenkauf

  1. Habe ich bereits ein bestimmtes Modell im Auge? Was überzeugt mich an diesem?
  2. Habe ich die in Frage kommende Waffe bereits getestet bzw. probegeschossen?
  3. Habe ich schon eine Jagdgelegenheit oder zumindest einen Einsatzzweck?
  4. Habe ich ein bestimmtes Kaliber im Auge?
  5. Habe ich ein fixes Budget?
  6. Kontrollfrage für Erstwaffenkäufer: Habe ich bereits ein Fernglas, Zielfernrohr undReinigungswerkzeug/Material in dieses Budget mit einbezogen?
  7. Was ist mein Vergleichshorizont oder Erfahrungslevel?
  8. Habe ich Zugriff auf eine Vertrauensperson, die sich mit Waffen auskennt?
  9. Linksschütze? Besonders groß, klein, stattlich oder sonstige Besonderheiten?
  10. Gewünschte Länge und Gewicht mit Glas?
  11. Repetierer, Geradezug, Selbstlader, Kipplauf?
  12. Präferierter Sicherungstyp?
  13. Offene Visierung und / oder Mündungsgewinde erwünscht?
  14. Ist Wechsellaufoption wichtig?
  15. Gewünschte Zielfernrohrmontage?
  16. Gewünschtes Schaftmaterial und Schafteigenschaften (verstellbar, Lochschaft etc…)
  17. Stainless / Wetterfestigkeit erwünscht?
  18. Großer Aftermarket für Tuning erwünscht?
  19. Wo soll die Waffe gekauft werden?
  20. Sonstiges (Guter Schlossgang, kurzer Repetierweg, geringer Öffnungswinkel, etc…)

Text: WuH-User GMV Bilder: Archiv

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