Kombinierte für Einsteiger

Kombinierte
Es fällt nicht schwer
aus der großen
Palette mehrläufiger
Waffen die geeignete
Kombination
herauszufiltern
FOTOS: WOLFRAM OSGYAN
Sowohl in heimischen als auch in fernen Revieren deckt die Kombinierte einen großen Einsatzbereich ab und bietet sich somit als Basiswaffe für den frischgebackenen Jäger an. Wolfram Osgyan verrät, welche der potentiellen Kombinationen von Kugel(n) und Schrot die angemessensten sind und worauf man sonst noch beim Erwerb einer Allrounderin achten soll.
Zuerst der Nachtansitz an Kirrung oder Luderplatz, dann die Morgenpirsch auf weibliches Rehwild, anschließend die Stippvisite zu den Enten im Bach, gefolgt vom Taubenansitz in der Flur oder am Rande eines Feldgehölzes und schließlich der Abstecher zum Elsterndomizil in der Hoffnung, den einen oder anderen der schwarzweißen Nest und Gelegeplünderer zu überraschen. So oder so ähnlich komprimieren sich die Jungjägerwünsche zumindest im Traum auf einen Tag. Keine Frage, dass hier Kugel und Schrot mit von der Partie sein müssen. Doch auch Einschränkungen in den Freigaben mindern die Attraktivität einer Kombinierten kaum: Frischlinge sind immer und überall frei, den Fuchs möchte jeder Beständer im Niederwildrevier kurzgehalten sehen, und wenn mal Iltis oder Marder, Waschbär oder Enok in den Bereich der tödlichen Schrotgarbe wechseln sollten, dann freuen sich nach aller Erfahrung die Jagdherrn über ein Waidmannsheil ihres Mitjägers.

Mit einer hochwildtauglichen Laborierung im Kugellauf lässt sich alles in Deutschland vorkommende Schalenwild auf die Decke legen, und falls die Schrotgarbe mal kein Betätigungsfeld findet, dann muss der betreffende Lauf nicht zwangsläufig Ballast sein, schließlich können ja auch ein Flintenlaufgeschoss oder ein Einstecklauf den Einsatzbereich erweitern.Für unsere Altvorderen und die Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in eigenen Gefilden jagen durfte, waren zwei Schrotläufe über dem Kugellauf das Selbstverständlichste der Welt. Wer sich ihn leisten konnte, kaufte sich schnellstmöglich einen Drilling im Kaliber 16/70 und jagte das ganze Jahr über ausschließlich damit. In unserer Gegend beispielsweise gab es bis zum Beginn der siebziger Jahre keine aufgeräumte und ausgeräumte Flur, nur wenige geteerte Straßen und ein bescheidenes Verkehrsaufkommen. Die Äcker waren kleinparzelliert und abwechslungsreich angebaut. Hasen und Hühner kamen in so reichem Maße vor, dass alljährlich des Preisvorteils wegen Sammelbestellungen für Schrotpatronen aufgegeben wurden, und wenn bei der Hühnerjagd ein passendes Stück Rehwild vor die Läufe wechselte, dann trat die Kugel in Aktion. Auch beim Fuchssprengen und beim Entenstrich regierte das Dreirohr. Vom Ansitz wiederum brachten die nach heutigen Maßstäben beneidenswerten Waidgenossen nicht selten zwei, gelegentlich sogar drei Stück Rehwild mit. Ich kann mich übrigens nicht entsinnen, dass beim Stammtischtreff große Debatten über Treffpunktverlagerungen der Kugel bei Folgeschüssen geführt wurden. Eher schon darüber, dass der Drilling mal wieder gedoppelt habe, nachgedichtet werden müsse oder was zu tun sei, wenn die Laufwandungen an der Mündung die Stärke einer Spielkarte unterschritten hätten.

Seine vielen Optionen küren den Drilling zur universellsten Kombinierten
Diese Verhältnisse sind uns heute um jagdliche Lichtjahre entrückt, so dass sich die Frage nach Sinn und Zweck eines zweiten Schrotlaufes bei einer Kombinierten zu Recht aufwirft. Zweifelsfrei haben sich Stellenwert und Status des Drillings gewandelt: Aus dem schrotdominanten Allrounder wurde ein kugeldominanter Begleiter für den Ansitz, und das Gebrauchsgerät für jedermann mutierte, zumindest was Neuwaffen angeht, zum exklusiven Stück für Individualisten.
Noch etwas scheint mir erwähnenswert: Unsere Lehrmeister erlernten und praktizierten das Schrotschießen primär auf der Jagd mit dem Drilling. Ihre Nachfolger dagegen holen sich heute die Fertigkeit auf dem Wurftaubenstand mit der Flinte. Wer da mit dem Drilling antritt, wird wie ein Exot beäugt. Daher verwundert es auch nicht, dass man die zeitgemäße Variante der deutschesten aller Waffen etwas anders als seine Vorläufer baut: Freiliegender Kugellauf anstelle des fest verlöteten Laufbündels, desgleichen zwei Schlosse mit Handspannung für die drei selbstspannenden Schlosse und zudem Wechsellaufoptionen bei den Vordenkern Krieghoff und Blaser.

Gut erhaltene, gebrauchte Drillinge sind für frisch gebackene Jäger immer interessant, wenn sie über ein lichtstarkes Zielfernrohr ( 8×56 beziehungsweise 3- 12×56 oder 50, 2,5-10×56 oder 50), eine separate Kugelschlossspannung und ein auf Hochwild zugelassenes Kugelkaliber verfügen. Die 9,3×74 R, die .30 R Blaser und die 8×57 IRS wären mir im Rehwildrevier mit Schwarzwildvorkommen etwas zu potent, es sei denn, im Einstecklauf stünde noch eine Rehwildpatrone einsatzbereit, und die .30-06 bedingt wie alle randlosen Patronen einen gefederten Auszieherstift. Dieser stellt in einer Kipplaufwaffe immer eine potentielle Schwachstelle und Versagerquelle dar. Bockdrillinge in den Schrotkalibern 16 oder 20 schmeicheln in aller Regel dem Auge und können, sofern die Kugelläufe zusammenschießen und ihre Kombination die jagdlichen Bedürfnisse abdeckt, eine Investition für’s Jägerleben sein. Dabei ist es meiner Meinung nach sekundär, wie viele Schlosse das System besitzt, denn der Bockdrilling mit fest verlötetem Laufbündel sieht sich in aller Regel als Waffe f ür den Einzelschuss. Zu beachten gilt jedoch, dass hier – anders als beim Drilling – normalerweise der hintere Abzug immer den Schrotlauf bedient. Das hat beim Schießen auf Flugwild schon manche Kalamität nach sich gezogen, besonders dann, wenn der Schrotlauf selten zum Einsatz gelangt. Doch nicht das macht den Bockdrilling zum Außenseiter in der Käufergunst, sondern vornehmlich sein hoher Preis: Der siedelt nämlich, von Ausnahmen abgesehen, noch deutlich über dem eines Drillings mit Einstecklauf. Meine jagdliche Sturm- und Drangzeit absolvierte ich als 16-jähriger mit der Sicherheits- Bockbüchsflinte Modell 22 F von Heym in der Kaliberkombination 20/70- .222 Remington ohne Zielfernrohr. Vater war nämlich der Ansicht, dass ein junger Jäger keine Zielhilfe benötige, und legte mir damit eine arge Kandare an. Zumindest was die Abend- und Morgenansitze auf Rehwild anbetraf. Denn mal waren die Cerviden zu weit, das andere Mal schwand das Büchsenlicht zu schnell für den zusammengeschauten Schuss. Kurzum, ich musste mich bis zur Brunft gedulden, bis ich meinem ersten Bock den letzten Bissen in den Äser stecken durfte. Und den kriegte ich auch nur, weil ich mir Vaters Bockbüchsflinte mit vierfachem Zielfernrohr geschnappt hatte. Tags über wiederum machte ich vom Schrotlauf regen Gebrauch, indem ich die Ringeltauben- sowie Eicherhäherbesätze in der an das elterliche Anwesen grenzenden Jagdfläche zehntete, am Heckbau auf Jungfüchse passte und an Krähen schoss, was sich in Reichweite meiner Schrote wagte. Bei diesen Gelegenheiten hatte ich übrigens nie das Gefühl, einen Schrotlauf zu wenig mitzuführen, wohl aber, dass das Rehwild immer heimlicher zu werden schien.

Sowohl beim Ansitz als auch bei
Bewegungsjagden aller Art ist
man mit dem Drilling gut gerüstet
Drilling oder Bockdrilling? Darüber entscheiden in der
Regel Jagdmöglichkeit und Geldbeutel
Ein Umstand, der sich durch die Dauerbeunruhigung leicht erklären lässt und der nur deshalb nicht ins Gewicht fiel, weil ich weder meinem Vater noch meinen beiden Brüdern jagdlich ins Gehege kam. Solches Tun und Treiben wäre bei der heutigen Jägerdichte und den vergleichsweise bescheidenen Pachtflächen undenkbar. Ich erwähne es auch nur deshalb, weil mich die Erfahrung lehrte, dass eine Bockbüchsflinte durchaus den jagdlichen Alltag meistern kann, wenn man sie nicht gerade auf Treibjagden einsetzt. Vater sah es übrigens genauso und stieg deshalb vom Sauer & Sohn-Drilling im Kaliber 7×57 R zunächst auf eine Sauer & Sohn-BBF Modell 54 im Kaliber 6,5×57 R und später auf eine Krieghoff-Einschloss im selben Kugelkaliber um. Obwohl ich in Abwesenheit meines Bruders durchaus Zugriff auf das in seinen Besitz übergewechselte Dreirohr hatte, hielt ich es lieber mit den Bockbüchsflinten. Mein Bruder dagegen konnte sich ein Jagen ohne Vaters Ableger über lange Zeit nicht vorstellen. In all den Jahren hatte ich ausgiebig Muße, mich mit den Vorzügen von einem beziehungsweise zwei Schlossen bei einer Bockbüchsflinte vertraut zu machen. Für den jagdlichen Alltag reicht ein Schloss allemal. Vor Gebrauch wählt man das gewünschte über die Umschaltung vor und hat dann sogar den Stecherabzug für den Schrotlauf. Das ist nach meiner Erfahrung dann segensreich, wenn ein Einstecklauf eingepasst wurde. Doch sei jedem dringlichst geraten, sich vor dem Schuss zu vergewissern, dass auch der richtige Lauf gezündet wird. Mancher Bock sah sich nämlich schon dem Schrothagel ausgesetzt und manche Taube hörte die Kugel pfeifen, nur weil der Umschalthebel nicht so positioniert war, wie es der Benutzer wähnte.

Beim Doppelschloss bedient der hintere Abzug den Schrotlauf. Das muss einem bei der Bewegungsjagd erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen sein. Außerdem kommen die aus Sicherheitsgründen sehr hoch gehaltenen Abzugsgewichte den Schießgewohnheiten der meisten Nimrode nicht entgegen. Bekanntlich stehen hohe Abzugswiderstände dem unbeschwerten Schießen und dem sicheren Treffen mit dem Einstecklauf im Weg, zumal doch gerade jener für kleine Ziele gedacht ist. Sollen allerdings Schrot- oder Kugel- Wechselläufe mit von der Partie sein, führt am Doppelschloss kein Weg vorbei. Leichte Bockbüchsflinten und dicke Pillen beißen sich jedoch, kühlen ihr Mütchen an der Schulter des arglosen oder durch negative Erfahrungen geprägten Schützen und ziehen nicht selten Mucken und Reißen nach sich. Manche Schützenpsyche wurde so schon auf Dauer verdorben, weil Waffen- und Geschossgewicht nicht harmonierten. Daher markiert meines Erachtens die 7×57 R den Grenzbereich des Wohlbefindens beim Schuss, sofern das Waffengewicht deutlich unter drei Kilo liegt. Bockbüchsflinten sind heute längst kein Privileg dicker Brieftaschen mehr.

Nach dem Schuss sind Einschloss-Waffen bekanntlich automatisch entspannt – ein nicht zu verachtendes Sicherheitsmoment. Beim Doppelschloss hingegen muss sich der Benutzer immer bewusst machen, dass nach dem Zünden der ersten Patrone das zweite Schloss immer noch gespannt und zudem ungesichert ist. Wer allerdings von Haus aus mit der schnellen Dublette auf Rehwild kalkuliert, gelangt sicherlich mit den Doppelschlossvarianten bequemer und rascher zum Ziel. Sollte jemand gar einen Bockbüchs-Wechsellauf mit ins Kalkül ziehen, dann drängt sich das Doppelschloss geradezu auf. Von gebrauchten Bergstutzen mit fest verlöteten Läufen würde ich Abstand nehmen, es sei denn, ihre Schussleistung ist über alle Zweifel erhaben und es stünde soviel Einschießmunition zur Verf ügung, dass der ungetrübte Betrieb auf Jahre hinaus gesichert ist. Dass letztlich ohne Moos nicht viel los ist, gilt auch für den Erwerb einer Kombinierten. Doch der Satz: „Nach gründlichem Check gefreit, hat selten gereut“, ist ebenfalls nicht aus der Luft gegriffen.

Mit zwei
Kugelläufen
und einem
Schrotlauf
lassen sich
fast alle
Situationen
trefflich
meistern
Mit der Schonzeitpatrone im oberen Lauf ist der
Bergstutzen auch eine Waffe fürs Niederwildrevier

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