Listig locken – Krähenjagd
Sophia Lorenzoni
Ferdinand Lakemeyer hat eine Menge Erfahrungen im Zusammenhang mit der Lockjagd auf Flugwild gesammelt. Er ist in der Landwirtschaft und mit der Jagd auf einem Hof in Westfalen aufgewachsen.
Bei der Krähenjagd zählt für ihn in 1. Linie der richtige Standort als Basis für den Erfolg. Dieser lässt sich am einfachsten ausmachen, wenn der Grünrock aufmerksam das Revier beobachtet und die schwarzen Gefiederten auskundschaftet.
Dabei wird nach Anziehungspunkten, wie Schlafbäumen, Flugrouten, Sammel- und Futterplätzen, Ausschau gehalten. Diese Vorarbeit benötigt durchaus einige Stunden, kann aber durchaus mit Pirsch oder Ansitz kombiniert werden und wird sich später garantiert bezahlt machen.
Am Tag vor der Jagd sollten „Krähenmagneten“, wie Biogasanlagen, Mülldeponien oder Weideflächen, besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Vor allem frisch bearbeitete Flächen sind für Krähen unwiderstehlich. Und die gibt es ab 1. August, dem Beginn der Jagdzeit auf die Räuber, zur Genüge.
Da ein Feld von heute auf morgen umgebrochen sein kann, ist ein guter Kontakt zum Landwirt empfehlenswert. Übrigens: In manchen Revieren darf zur Schadensabwehr schon eher gejagt werden. Dazu ist ein Antrag bei der Unteren Jagdbehörde zu stellen.
Wird ein Trupp Krähen gefunden, lohnt es, diesen zu beobachten. Je natürlicher das Lockbild später aufgebaut wird, desto attraktiver wird es. „Der beste Lehrer ist die Natur“, sagt Lakemeyer.
Ausrüstung
Zu empfehlen sind ein Tarnschirm, 1 bis 2 Tarnnetze, Tarnkleidung, 20 bis 30 verschiedene
Lockkrähen und 2 Krähenlocker. Die Lockvögel gibt es als Halbschalen und Vollkörper sowie beflockt und unbeflockt. Die beflockten Vollkörper mit glänzendem Schnabel haben die höchste Lockwirkung und werden vom Profi empfohlen.
OVIS.de, der Onlineshop in dem Lakemeyer die Geschäftsführung macht, brachte als Neuheit Lockkrähen in verschiedenen Haltungen, wie pickende, wachende, nach hinten äugende und drehende auf den Markt. Auch beim Lockbild macht es die Mischung. Dabei dürfen vor allem pickende Krähen nicht fehlen, denn die täuschen Fraß vor. Und wo es etwas zu fressen gibt, da treibt es auch die Rabenvögel hin.
Der Tarnschirm dient dazu, dass der Jäger und auch seine Silhouette mit der Umgebung eins werden. Wichtig ist, dass der Grünrock für die Krähen unsichtbar bleibt. Sie dürfen die Jagd nicht mit dem Jäger in Verbindung bringen, ansonsten werden sie in Zukunft nicht mehr einfliegen, sobald sie ihn erkennen. Deshalb darf der Tarnschirm nicht zu niedrig sein. Ein Nylon-Netz ermöglicht es dem Grünrock, bei gleichzeitiger Tarnung durch das Netz sehen zu können. Lakemeyer empfiehlt ein System aus Teleskopstangen in Kombination mit 1 oder 2 Tarnnetzen. Dieses kann variabel eingesetzt werden.
Der Jäger sollte unbedingt Tarnhandschuhe und -maske tragen. Vor allem helle Stellen müssen vermieden werden, da sie aus der Luft sofort ins Auge stechen.
Akustische Locker sind hilfreich, sofern sie beherrscht werden. Verschiedene Locker erhöhen die Natürlichkeit. Gehörschutz für Mensch und Hund sind sehr zu empfehlen. Bei der Munition rät der Profi zu 2,7 Millimeter und einer Vorlage von 36 Gramm.
Perfekter Platz
Wurde beim Auskundschaften gut aufgepasst und mit dem Landwirt Rücksprache bezüglich der Ernte gehalten, kann die Platzwahl getroffen werden. Es wird die Stelle gewählt, die am ehesten Erfolg verspricht. Dabei gilt nicht nur zu berücksichtigen, wo die meisten Krähen saßen, sondern wie die Umgebung aussieht. Um den Schirm sollten keine großen Bäume stehen, ansonsten könnten die Vögel zwar über einen streichen, würden aber nicht auf passende Schrotschussentfernung kommen.
Ideal ist es, wenn der Schirm an Hecken oder Knicks in das Umgebungsbild eingebaut werden kann. Der Wind spielt bei der Jagd auf Krähen eine geringere Rolle, im Gegensatz zu der Jagd auf Gänse, weiß der Lockprofi.
Fällt die Platzwahl ins freie Feld, ist das kein Beinbruch. Erfolg kann der Grünrock bei bestmöglicher Tarnung trotzdem haben. Langsame und ruhige Bewegungen sind so oder so Pflicht!
Lockbild
Noch in der Dunkelheit sollten Tarnschirm und Lockbild aufgebaut werden. Dann kann am Morgen gejagt werden. Hier sind die Chancen, Beute zu machen, sehr hoch. Denn die Krähen werden nach dem Schlaf hungrig nach Fraß suchen. Eine Stirnlampe kann ruhig verwendet werden.
Die 20 bis 30 Lockkrähen werden mit einem Abstand von maximal 25 bis 30 Meter (Schrotschuss) breit vor dem Schirm aufgestellt. Kleine Freiflächen im Lockbild können den Anflug etwas steuern. Das Lockbild sollte bei jeder Jagd unterschiedlich aussehen.
Profitipps
Es sollten nie Zeugen hinterlassen werden. Fliegt ein Trupp mit vielen Krähen ein, ist es oft sinnvoller, nicht auf sie zu schießen, und zu warten, bis 1 oder 2 Vögel einfliegen, und diese sicher zu erbeuten. So werden die Krähen nicht „schlaugeschossen“.
Verendete Krähen sollten nicht im Lockbild liegen bleiben. Der Hund kann diese flink holen. Er stört im Bild wesentlich weniger, als die unnatürlich liegende Krähe oder der Jäger.
Wer mit einem erfahrenen Grünrock unterwegs ist, kann mit Uhu oder Fuchs im feindlichen Lockbild Abwechslung bringen. Denn gegen Ende des Jahres werden die Krähen vorsichtiger und müssen noch pfiffiger überlistet werden. Das Auto sollte unbedingt verdeckt stehen. Es bleibt eben immer zu berücksichtigen: Krähen sind schlau und können gut kombinieren.